prof. dr. agr. rudolf schick

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Prof. Dr. agr. Rudolf Schick Am 13. September 1969 ist Professor Dr. agr. R. Schick verstorben. Mit ihm ist ein hochgesch~itzter, international be- kannter Forscher und akademischer Leh- rer dahingegangen. Rudolf Schick wurde am 9. April 1905 in Berlin geboren. Nach Ablegung der Reifeprfifung lernte er von 1923 bis 1925 Landwirtschaft und anschliessend prak- tische Pftanzenzi.ichtung bei Dr. h.c.H. Lembke in Malchow auf Poel. In Berlin und Weihenstephan studierte er Land- wirtschaft und promovierte 1929 bei E. Baur in Berlin-Dahlem mit einer Arbeit fiber "Koppelungen bei Antirrhinum majus". N~ichste Station in seinem arbeits- reichen Leben was das damalige Kaiser- Wilhelm-lnstitut ffir ZiJchtungsforschung in Mfincheberg. In dieser Zeit besch~if- tigte sich Rudolf Schick besonders mit der Ausnutzung sfidamerikanischer Wild- und Primitivkartoffeln ffir die europ~iische Kartoffelzfichtung. Wertvolle Arbeiten fiihrten zur AufklS.rung der physiologischen Spezialisierung von Phytophthora infestans und er6ffneten der Resistenzzfichtung neue Aspekte. Ab 1936 iibernahm er die Leitung eines Zweigbetriebes der Saatzuchtwirtschaft Dr h.c.H. Lembke. Bis 1945 war sein Hauptarbeitsgebiet die praktische Kartoffelzfich- tung sowie die Zfichtung yon Seradella, Winterwicken, Welschem Weidelgras, Inkar- natklee und polyploidem Senf. Sofort nach der Zerschlagung des Faschismus stellte Rudolf Schick seine ganze Kraft ffir den Neuaufbau zur VerfiJgung. Von 1945-1949 war er verantwortlich for die Organisation der Pflanzenzfichtung und Saatguterzeugung in Mecklenburg und arbeitete gleichzeitig als stellv. Saatzuchtleiter des Saatzuchtbetriebes Malchow a. Poel. Am 1. November 1948 wurde Rudolf Schick mit dem Aufbau des Institutes ffir Pflanzenziichtung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin in Gross-Lfisewitz betraut, zu dessert Direktor und zum Professor ernannt. Unter seiner Leitung entwickelte sich dieses Institut mit seinen 9 Versuchsstationen in verschiedenen Gebieten der Deutschen Demokratischen Republik zu einem Zentrum der Kartoffelforschung, in dem alle Fragen der Kartoffelproduktion umfas- Potato Res. 13 (1970) 5

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Page 1: Prof. Dr. agr. Rudolf Schick

Prof. Dr. agr. Rudolf Schick

Am 13. September 1969 ist Professor Dr. agr. R. Schick verstorben. Mit ihm ist ein hochgesch~itzter, international be- kannter Forscher und akademischer Leh- rer dahingegangen.

Rudolf Schick wurde am 9. April 1905 in Berlin geboren. Nach Ablegung der Reifeprfifung lernte er von 1923 bis 1925 Landwirtschaft und anschliessend prak- tische Pftanzenzi.ichtung bei Dr. h .c .H. Lembke in Malchow auf Poel. In Berlin und Weihenstephan studierte er Land- wirtschaft und promovierte 1929 bei E. Baur in Berlin-Dahlem mit einer Arbeit fiber "Koppelungen bei Antirrhinum majus". N~ichste Station in seinem arbeits- reichen Leben was das damalige Kaiser- Wilhelm-lnstitut ffir ZiJchtungsforschung in Mfincheberg. In dieser Zeit besch~if- tigte sich Rudolf Schick besonders mit der Ausnutzung sfidamerikanischer Wild- und Primitivkartoffeln ffir die europ~iische Kartoffelzfichtung. Wertvolle Arbeiten fiihrten zur AufklS.rung der physiologischen Spezialisierung von Phytophthora infestans und er6ffneten der Resistenzzfichtung neue Aspekte.

Ab 1936 iibernahm er die Leitung eines Zweigbetriebes der Saatzuchtwirtschaft Dr h . c .H . Lembke. Bis 1945 war sein Hauptarbeitsgebiet die praktische Kartoffelzfich- tung sowie die Zfichtung yon Seradella, Winterwicken, Welschem Weidelgras, Inkar- natklee und polyploidem Senf.

Sofort nach der Zerschlagung des Faschismus stellte Rudolf Schick seine ganze Kraft ffir den Neuaufbau zur VerfiJgung. Von 1945-1949 war er verantwortlich for die Organisation der Pflanzenzfichtung und Saatguterzeugung in Mecklenburg und arbeitete gleichzeitig als stellv. Saatzuchtleiter des Saatzuchtbetriebes Malchow a. Poel.

Am 1. November 1948 wurde Rudolf Schick mit dem Aufbau des Institutes ffir Pflanzenziichtung der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin in Gross-Lfisewitz betraut, zu dessert Direktor und zum Professor ernannt. Unter seiner Leitung entwickelte sich dieses Institut mit seinen 9 Versuchsstationen in verschiedenen Gebieten der Deutschen Demokratischen Republik zu einem Zentrum der Kartoffelforschung, in dem alle Fragen der Kartoffelproduktion umfas-

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send bearbeitet werden. Ausserdem wurden Futter- und Olpflanzen ztichterisch be- arbeitet und deren ackerbaulichen Probleme untersucht. 40 Auslandsreisen, die ihn in 22 L[inder Europas, Asiens und Amerikas ftihrten, befruchteten seine Arbeit.

Das Ergebnis seiner wissenschaftlichen T~itigkeit ist in vielen wissenschaftlichen und popul~irwissenschaftlichen Ver6ffentlichungen niedergelegt.

Mit grosser Sachkenntnis und unermiidlich setzte sich Rudolf Schick ftir die An- wendung neuer Erkenntnisse im 900 ha grossen Lehr- und Versuchsgut Gross- Liisewitz ein.

Gross ist sein Verdienst bei der Schaffung besserer Arbeits- und Lebensbedingun- gen, bei der sozialistischen Umgestaltung des mecklenburgischen Tagel6hnerdorfes Gross-Liisewitz zu einem modernen Zentrum der Wissenschaft und Praxis, zu einem modernen Wohnort.

Es zeugt von seiner beispielhaften Pers6nlichkeit, ausgezeichnet durch Fleiss, Be- harrlichkeit, Ideenreichtum und Optimismus, dass er dartiberhinaus eine Vielzahl ihm iibertragener Aufgaben erfolgreich 16ste.

Seit 1951 war Rudolf Schick an der Universit~it Rostock in der Lehre t~itig und von 1959 bis 1965 Rektor der Universit~it Rostock. Er war seit Grtindung Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, Sekretfir der Sektion Pflanzenztichtung, Vorsitzender der Kommission Pflanzenpro- duktion und ab 1967 Mitglied des Pr~isidiums. In der EAPR war er seit ihrer Grtindung Repfftsentant der DDR. Von 1963 an war er Mitglied des Landwirtschaftsrates beim Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik. Daneben tibte er viele gesell- schaftliche Funktionen in der Gewerkschaft und im Deutschen Kulturbund aus.

Diese Vielzahl von Funktionen und Aufgaben erffillte er mit beispielhafter Energie und viele seiner konstruktiven Ideen wurden aufgegriffen und realisiert.

Seine grossen Leistungen wurden mit hohen staatlichen Auszeichnungen gewtirdigt. Rudolf Schick war seinen Schtilern und Mitarbeitern stets ein Vorbild in der Selbst-

disziplin, im parteilichen Auftreten ftir den Fortschritt der Menschheit, in der beharr- lichen und konsequenten Arbeit, beim Einsatz der ganzen Pers6nlichkeit ftir die L6sung der Aufgaben.

Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren.

G. ULRICH, Gross-L/isewitz

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