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Wasserproblematik in Mumbai
म ुंबई में पानी के म द्दों
Rebecca Bertram, Johanna Büchel und Ria Theilken
St. Michael-Gymnasium, Bad Münstereifel
Jugend forscht 2013
Wasserproblematik in Mumbai Jugend forscht
Katharina Jansen, Yannick Kolvenbach und Ria Theillken St. Michael-Gymnasium 1 / 25
Gliederung
1. Kurzfassung Seite 2
2. Einleitung Seite 2
3. Wasserproblematik in Mumbai und deren Auswirkungen Seite 3
3.1 Bevölkerungsentwicklung Seite 3
3.1.1 Siedlungsstruktur Seite 5
3.2 Wasserver- und entsorgung Seite 6
3.2.1 Wasservorkommen Seite 6
3.2.2 Zugänglichkeit zum Wasser Seite 9
3.2.2.1 Wasserversorgung der Oberschicht Seite 9
3.2.2.2 Wasserversorgung in den Slum-Gebieten Seite 10
3.2.3 Wasserqualität Seite 12
4. Lösungsansätze Seite 13
5. Fazit Seite 14
6. Danksagung Seite 15
7.Quellen Seite 16
8.Anhang Seite 17
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1. Kurzfassung
Unser Projekt beschäftigt sich mit der Wasserproblematik in der Megacity Mumbai.
Sie ist eine der am schnellsten wachsenden Agglomerationen der Welt mit einer
Einwohnerzahl von 21 Millionen Menschen.
Mumbais Infrastruktur kann mit dem schnellen Bevölkerungswachstum nicht
mithalten. Dadurch entstehen Wohnraumprobleme, so dass die Hälfte der
Bevölkerung in Slums leben muss. Dementsprechend schwierig stellt sich die
Wasserver- und entsorgung dar. Anhand von Fragebögen und Interviews vor Ort
konnten wir uns ein Bild der Wasserproblematik verschaffen. Dabei stellte sich
heraus, dass die Ver- und entsorgung, vor allem in Slums, hinsichtlich der
Wassermenge und der Kontamination, äußerst unzureichend ist. Um dieses
Problem ansatzweise zu beheben, haben wir einfache Filter aus alltäglichen
Materialien gebaut.
2. Einleitung
Angeregt durch einen Dokumentationsfilm über die Wasserproblematik in
Entwicklungs-und Schwellenländern und durch das von der UNESCO ausgerufene
Wasser-Jahr 2013 (22.3. Weltwassertag), entschlossen wir uns das Thema anhand
einer Megacity genauer zu untersuchen. Schon heute wohnt fast jeder zehnte
Stadtbewohner in einer solchen Stadt und die Tendenz ist steigend. Auch in Zukunft
werden diese Megastädte im Focus stehen, denn selbst Experten wissen aufgrund
mangelnder Erfahrung nicht genau, wie sie mit der politischen und strukturellen
Planung dieser diffus wuchernden Agglomerationen umgehen sollen und die
Ressourcen wie z.B. Wasser in ausreichendem Maße zur Verfügung stellen können.
Wir haben uns aufgrund des immens steigenden Bevölkerungswachstums für
Mumbai entschieden. Noch im Jahre 2005 stand Mumbai an fünfter Stelle der Liste
der größten Megastädte und es wird erwartet, dass es 2015 an zweiter Stelle steht.
[1]
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Die Suche nach Ansprechpartnern in Mumbai gestaltete sich sehr schwierig. Auf
unsere Anfragen z.B. beim Wasserwerk oder der Universität bekamen wir keine
Antwort. Davon ließen wir uns nicht entmutigen und beschlossen Mumbai selbst zu
besuchen.
3. Wasserproblematik in Mumbai und deren Auswirkung
Wie viele Quellen belegen, ist die Wasserversorgung in vielen Bereichen Mumbais
unzureichend. Dies hat mehrere Ursachen. Es ist nicht nur durch die Zunahme der
Bevölkerung, sondern auch durch die Verstädterung und die stark wachsende
Kontamination der ohnehin knapp vorhandenen Wasserressourcen bedingt.
Weiterhin hängt die Entwicklung der Infrastruktur deutlich hinter den steigenden
Anforderungen und dem steigenden Lebensstandard hinterher. Weitere Gründe für
den Engpass der Wasserversorgung werden in den kommenden Abschnitten erklärt.
3.1 Bevölkerungsentwicklung in Mumbai
Schon seit der Kolonialisierung der Briten ist in Mumbai (ehemals Bombay) ein
starkes Bevölkerungswachstum zu beobachten. Während im Jahre 1661 die
Einwohnerzahl 10.000 betrug, waren es 1845 schon 500.000. 1911 überschritt die
Stadt die Millionengrenze.
Diagramm 1
Bevölkerung in Tsd.
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Aus dem Diagramm ist ersichtlich, das die Einwohnerzahl 2011 ca. 12,5 Mio.
Einwohner betrug. Es ist jedoch zu beachten, dass in dem Einzugsgebiet der
Mumbai Metropolitan Region (MMR) ca. 21 Mio. Menschen auf einer Fläche von
4300 km2 leben. Somit beträgt die Bevölkerungsdichte im Durchschnitt ca. 28.000
E/km². Zum Vergleich sind es in Berlin 3.893 E/km². [2,3]
Grafik 1
Dieses starke Bevölkerungswachstum lässt sich dadurch erklären, dass Mumbai der
Wirtschaftsmagnet des sich stark entwickelnden Indiens ist. Somit ist Mumbai das
Sinnbild des wirtschaftlichen Aufschwungs, sowie Hoffnung und Anziehungspunkt für
viele arbeitsuchende Menschen. Zu bedenken ist, dass der informelle Sektor dort
sehr hoch ist. Zurzeit ist Mumbai die drittgrößte urbane Agglomeration weltweit.
Mumbai ist die facettenreichste und extremste Stadt Indiens. Auf engstem Raum
schmiegen sich Blechhütten und Wolkenkratzer aneinander und es begegnen sich
Filmemacher und Müllsammler. Mumbai hat mit ca. 50% die höchste Slum-Rate
Indiens und das größte Elendsviertel Asiens. In dem dicht besiedelten Dharavi, im
Stadtteil Bhuleshwar, leben auf engstem Raum über 1 Mio. Menschen. Hier wird
sogar eine Bevölkerungsdichte von 400.000 E/km² erreicht.[4]
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3.1.1 Siedlungsstruktur
Mumbais Infrastruktur ist überlastet. Es kann mit dem schnellen Wachstum von
Bevölkerung und Wirtschaft nicht mithalten. Es gibt viel zu wenig Platz, Wohnraum,
Ressourcen usw. Prognostiziert wird für das Jahr 2050 eine Einwohnerzahl von 85
Mio. Diese Zahl vermittelt das Gefühl, dass Mumbai noch in den urbanen Anfängen
steckt.[1]
Die reiche Oberschicht Mumbais lebt in den Wohnvierteln Malabar und Cumballa
Hills, auf der Westseite der Innenstadt (Mumbai City District) und Hiranandani
Gardens auf der Nordseite. Eine Lebenswelt fernab von Versorgungsproblemen wird
durch eigene Stromaggregate, Wassertanks und Wachpersonal ermöglicht.
Bild 1: Colaba
Die Mittelschicht lebt hauptsächlich in den Außenbezirken (Mumbai Suburban
District). Im Gegensatz dazu leben ca. 50% der Menschen in Mumbai in Slums. Die
Versorgungsprobleme treten hier besonders zu Tage: unzureichende
Wasserversorgung, mangelnde Entsorgung, Kriminalität usw.
Viele Slum-Bewohner leben permanent in der Angst, dass ihre Hütten abgerissen
werden. Die Stadtverwaltung plant die Slumhütten von Dharavi durch soziale
Wohnungsbauten zu ersetzen. Kritiker nehmen an, dass die in der Innenstadt
gelegene Fläche für wirtschaftliche Zwecke nutzbar gemacht werden soll.[8]
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3.2 Wasserver- und entsorgung
Die Wasserversorgung gehört in Mumbai neben Abgasen und Abfällen zu den
größten Problemen. Als besonders schwierig stellt sich die Bereitstellung von
Wasser, dessen Reinigung und Entsorgung dar.
Bild 2: Wasserentsorgung
Viele Bewohner der Slums, die mehr als die Hälfte der Bewohner Mumbais
ausmachen, haben vielfach keinen Wasseranschluss oder eine Verbindung zur
Kanalisation. Vor allem in den Slums tragen verschmutztes und verseuchtes Wasser
zur Verbreitung von Infektionskrankheiten bei.
3.2.1 Wasservorkommen
In Indien leben 15% der Weltbevölkerung. Entgegen seiner hohen Bevölkerungszahl
besitzt das Land nur 4% der Weltwasserressourcen. [5]
Der Bedarf an Wasser in Mumbai betrug 2012 4,2 Mrd. l/Tag, während jedoch nur
3,4 Mrd. l/Tag zur Verfügung standen. Demnach herrscht in Mumbai nach offiziellen
Angaben eine Wasserknappheit. Im Durchschnitt ergibt sich ein pro Kopf Verbrauch
von ca. 135 l/Tag und somit liegt die Zahl über dem durchschnittlichen Verbrauch der
Deutschen mit 122 l/Tag. Diese Zahlen täuschen, da die Slum-Bewohner ca. 30-40
l/Tag verbrauchen und die Oberschicht ca. 500 l/Tag. Wasser in Mumbai wird
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subventioniert, dies führt vor allem dazu, dass die Oberschicht häufig
verschwenderisch mit dem Wasser umgeht. [6]
Aufgrund des bereits erwähnten starken Bevölkerungswachstums wird der
Wasserbedarf weiterhin enorm steigen. Dieser Bedarf ist mit den vorhandenen
Wasserquellen nicht zu decken.
Mumbai erhält sein Wasser in erster Linie aus sechs verschiedenen Stauseen:
Bhatsa, Upper Valtana, Modak Sagar, Tansa, Vihar und Tulsi, zusätzlich aus
Grundwasser und Flüssen.
Künftig sollen Wasserquellen im Vaitarna Flussgebiet und Ulhas Einzugsgebiet
erschlossen werden um den Wasserbedarf bis zum Jahre 2021 decken zu können.
In den ca. 70 km entfernten Seen wird das Wasser in der Monsunzeit gesammelt und
mithilfe von Pipelines nach Mumbai geleitet. Dort wird es in 23 Wasserreservoirs
gespeichert. Das Pipelinesytem ist etwa 100 Jahre alt.
Die Tabelle zeigt die Tiefe der Seen am Ende der Monsunzeit und ihre tägliche
Wasserleistung für die Stadt
Stauseen (Tiefe) (Liter/Tag in Mio.)
Bhatsa 122.36m 940l
Upper Vaitarna. 603.50m 560l
Modak Sagar 163.15m 400l
Tansa 128.63m 360l
Vihar 80.42m -
Tulsi 139.17m -
Tabelle 1
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Die Bhandup Water Treatment Plant ist die größte Wasseraufbereitungsanlage in
ganz Asien. Dort werden mithilfe von Begasung, Ausfällung, Sedimentation, Filtration
und Desinfektion 1,8 Mrd. Liter Wasser täglich aufbereitet. Dies entspricht etwa der
Hälfte des täglichen Wasserverbrauches in Mumbai. [7]
In Kläranlagen wird das Wasser gesäubert. Jedoch verschlechtert sich auf dem Weg
zum Nutzer die Qualität des Wassers immens. Gründe hierfür sind z.B.: Leckagen in
Leitungen, keine ausreichende Reinigung der Leitungen (Keimbildung) und
Frischwasser welches nur durch dünne Rohre vom Abwasser getrennt ist. Wenn diese
Leitungen defekt sind, fließt beides zusammen. Dies führt zur Kontamination des
Trinkwassers, wodurch Krankheiten wie Typhus, Cholera, Hepatitis usw. übertragen
werden.
Das Hochwasser, das in der Monsunzeit die Straßen überschwemmt, verseucht das
Trinkwasser zusätzlich. Ist das Trinkwasser verseucht, werden Wasserleitungen einfach
abgeschlossen.
Bild 3: Wasserleitungen im Slum von Chembur
Die Bevölkerung kann nicht ausreichend mit Wasser versorgt werden, da die
Wasservorräte gering sind und zusätzlich 700 Mio. Liter/Tag (1/5 des Verbrauchs)
durch Leckagen und Diebstahl verloren gehen. Durch diese Faktoren gestaltet sich
die Wasserversorgung als ein großes Problem in Mumbai. [8]
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3.2.2 Zugänglichkeit zum Wasser
Um genauere Information über die Wasserversorgung zu erhalten, erstellten wir
einen Fragebogen und interviewten die Bevölkerung.
3.2.2.1 Wasserversorgung der Oberschicht
Aufgrund unserer Fragebögen (siehe Anhang) hat sich herausgestellt, dass die
Oberschicht und zum Teil die Mittelschicht geringe Probleme mit der Wasserver-
und entsorgung haben. Ihnen stehen in der Regel 12-24 Stunden sauberes Wasser
zur Verfügung, außerdem besitzen sie Abwasserleitungen. Ein Problem für sie ist
aber der geringe Wasserdruck. Dieser führt dazu, dass viele Haushalte Pumpen und
Wassertanks installieren, um permanent Wasser zu besitzen. Dies erhöht jedoch den
Energieverbrauch stark und die Leckagen werden durch den zeitlich steigenden
Druck vergrößert.
Die Oberschicht spart nicht mit dem Wasser. Der Wasserpreis für Frisch- und
Abwasser ist extrem gering. Für 1m³ bezahlen sie nur ca. 4 Rupien (0,06€). Zum
Vergleich kostet das Wasser in Bad Münstereifel 5,60€. Allerdings müssen
beispielsweise Sterne Hotels deutlich höhere Wasserpreise zahlen (ca. das 16-
fache). [8]
Bild 4: Wassertank Bild 5: Springbrunnen am Hotel Chembur
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3.2.2.2 Wasserversorgung in den Slum-Gebieten
Probleme zeigen sich in erster Linie in den Slum-Gebieten. Wir besuchten mit einer
Führerin ein solches Gebiet im Zentrum von Mumbai und interviewten die Bewohner.
Dort erkannten wir, dass das Slum-Gebiet eine Hierarchie aufwies. Bewohner mit
legaler bzw. illegaler Wasserversorgung.
Bewohner einer Familie mit legaler Wasserversorgung erhielten für 12 Personen 50l
Trinkwasser/Tag und 500l Wasser/Tag um Kleidung zu waschen und zu duschen.
Das entspricht einem durchschnittlichen Verbrauch von 45l/Person. Das Wasser ist
für ca. drei bis sechs Stunden über eine Wasserleitung verfügbar, die aber über den
Zeitraum auch nicht immer den benötigten Druck aufweist. Da also nicht
gewährleistet ist, dass das Wasser in dieser Zeit zur Verfügung steht muss das
Wasser in Behältern gelagert werden. Für dieses Wasser müssen sie pro Monat 50
Rupien (ca.0,90 €) bezahlen. Außerdem müssen sie für die ca. 9m² große Hütte
2600 Rupien (ca.37 €) Miete zahlen. Ein Drittel des Verdienstes wird für Miete und
Nebenkosten verwendet.
Diese Familie verdient ca. 8000 Rupien (ca.120€) im Monat. Eine Bewohnerin erhält
als Hausmädchen im Monat ca. 3000 Rupien (ca.50€). Die Arbeitswoche beträgt
sechs Tage über acht Stunden. Zusätzlich verdient sie sich 1000 Rupien (ca.15€) für
zwei bis drei Stunden Geschirr waschen. Ihr Mann verdient 4000 Rupien (ca. 55 €)
bei der Security und arbeitet 12-13 Stunden.
Die acht Kinder gehen auf eine staatliche Schule, die kostenfrei ist.
Bild 6, 7, 8: Slum in Chembur
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Es gibt auch eine Differenzierung bei den illegalen Bewohnern. Zum einen
diejenigen, die vom Staat über Tankwagen mit Wasser versorgt werden. Diese
erhalten pro Person ca. 35l/Tag. Der Preis des Wassers konnte uns nicht mitgeteilt
werden.
Bild 9, 10, 11: Slum in Chembur
Auf der anderen Seite gibt es die illegalen Slum-Bewohner, die das Wasser illegal
bekommen. In diesen Slumbereichen wohnen Einwanderer aus allen möglichen
Staaten. In einer Hütte leben bis zu 25 Menschen. Deutlich mehr als in den anderen
Slum-Gebieten. Pro Person erhalten sie ca.10l Wasser. Dieses erhalten sie von
illegalen Wasserverkäufern. Außerdem zapfen sie illegal Wasserleitungen an. In dem
uns gezeigten Slum z.B. versteckt auf einer Müllhalde. Dies hat nicht nur zur Folge,
dass die Menschen, die legal an die Leitung angeschlossen sind, weniger Wasser
bekommen. Auch wird das Wasser durch das illegale Anzapfen, beispielsweise durch
die Bohrung eines Loches, das später mit einem einfachen Korken wieder verschlossen
wird, stark verschmutzt. Übertragbare Erreger können durch dieses Verfahren auf
leichte Weise in das System eindringen, sich vermehren und ausbreiten.
Für dieses illegal erhaltene Wasser müssen sie 150 Rupien (ca. 2,10€) im Monat
zahlen, was deutlich über den Wasserpreisen in den legalen Gebieten liegt. Würden sie
sich über die hohen Preise beschweren, kämen sie ins Gefängnis, da die illegalen
Wasserhändler mit der korrupten Polizei zusammen arbeiten. In Notsituationen holen
sie sich auch Wasser aus einem ca. 10m tiefen stark verschmutzten Brunnen.[8]
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Bild
12, 13, 14: Slum in Chembur
3.2.3 Wasserqualität
Wie durch die vorherige Ausführung schon erwähnt, ist das Wasser in Mumbai nicht
nur durch chemische Substanzen, wie z. B. durch Benzol, Chrom, Quecksilber usw.,
sondern auch durch Fäkalien verschmutzt. Wir interessierten uns auch für eine
genauere Untersuchung des Wassers. Die mitgenommenen Proben bestehend aus
Leitungswasser, gefiltertem Wasser und Mineralwasser ließen wir im Hygiene-Institut
Dr. Berg in Aachen hinsichtlich der Bakterien Escherichia coli und Coliforme Keime
untersuchen. Diese Bakterien verursachen insbesondere bei Europäern gefürchtete
Krankheiten wie Darmentzündungen und Durchfall. Das Ergebnis unserer
Untersuchungen ist in der folgenden Tabelle dargestellt.
Probenstelle
KBE Grenzwert (100/1ml) 22°C 36°C
E.coli Grenzwert (0/100ml)
Coliforme Grenzwert (0/100ml)
Leitungswasser 2.750 4.800 15 95
gefiltertes Leitungswasser
1.480 2.280 0 165
Mineralwasser 0 800 0 0
Leitungswasser Bad Münstereifel
0 1 0 0
Wie aus der Tabelle ersichtlich liegen die fettgedruckten koloniebildenden Einheiten
(KBE) und Anzahlen der Escherichia coli und Coliforme Keime über den
Grenzwerten der TrinkwV 2011 in Deutschland. Aufgrund der hohen Kolonienzahlen
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und des Nachweises von Escherichia coli und Coliformen Keim sollte das Wasser
nach deutschen Richtlinien nicht ohne weitere Behandlung getrunken werden. [9]
4. Lösungsansätze
Aufgrund unserer gesammelten Eindrücke in Mumbai, der teilweise
unüberschaubaren Situationen und immensen infrastrukturellen Schwierigkeiten
überlegten wir uns, wie wir eventuell im kleinen Rahmen die Wasserqualität
verbessern können.
Dabei kamen wir auf einfache Filtersysteme, die eventuell die Menschen in den
Slum-Gebieten einsetzen könnten, da die Menschen dort ihr Wasser nur abkochen.
Bei allen Methoden werden Materialien aus dem alltäglichen Leben, wie z. B. Lehm,
Wasser, Kleidung, Kunststoffflaschen, Reishülsen oder Teeblätter verwendet.
Für die Herstellung des Filters wird zunächst
eine Handvoll Lehm mit Reishülsen oder
Teeblättern mit etwas Wasser zu einer festen
Masse vermischt. Daraus wird ein Trichter
geformt, der am Ende geschlossen ist.
Anschließend wird dieser in der Sonne
getrocknet und ausgebrannt.
Bild 15: Tonfilter mit verschiedenen organischen Materialien.
Durch das Ausbrennen des organischen Materials entstehen kleine Poren, die
Wassertropfen durchlassen.
Außerdem haben wir noch zwei weitere Methoden gefunden Wasser zu filtern, die
wir im weiteren Verlauf unserer Arbeit getestet haben.
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Die zweite Methode wird mit Hilfe der Sonne
durchgeführt. Hierbei wird eine PET-Flasche mit Wasser
gefüllt und durch Sonnenbestrahlung desinfiziert.
Bild 16: PET-Flaschenfilter
Die dritte Methode ist eine sehr simple Methode. Sie
funktioniert durch das Filtern des Wassers durch gefaltete
Stoffe bzw. Kleidungsstücke wie z.B. Saris. Die
Wasserqualität verbessert sich durch diese Stoffe jedoch
nur geringfügig bzw. gar nicht.
Bild 17: Ungefiltertes und durch einlagigen Stoff gefiltertes Nitratwasser.
5. Fazit
Das Hauptproblem der Wasserversorgung in Mumbai besteht darin, dass es den
Verantwortlichen nicht gelingt kostendeckende Preise durchzusetzen oder sie es
nicht wollen.
Weil die Subventionen von internationalen, nationalen und kommunalen Sponsoren
nicht immer in ausreichendem Maße vorhanden sind, werden viele Anlagen in
geringer Qualität gebaut, was letztendlich wieder zu höheren Kosten führt, wie z.B.
Leckagen im Ladungsnetz. Weitere Verluste erleiden die Betriebe durch fehlende
oder defekte Wasserzähler und Diebstahl.
Diese künstlich niedrig gehaltenen Wasserpreise veranlassen die Bevölkerung
jedoch nicht dazu, mit der Ressource Wasser sparsam und nachhaltig umzugehen.
Deshalb denken wir, dass eine Erhöhung der Wasserpreise zur Problemlösung
beitragen kann. Eine weitere Möglichkeit wäre die Entsalzung von Meerwasser, die
jedoch mit hohen Kosten verbunden ist.
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Um den Diebstahl von Wasser zu verringern, sollten die Slum-Gebiete verkleinert
werden, was sich aber aus unserer Sicht aufgrund der stark wachsenden
Bevölkerung als sehr schwierig darstellt. Hilfreich bei der zukünftigen
Wasserversorgung werden die Wasserquellen im Vaitarna Flussgebiet und Ulhas
Einzugsgebiet sein. Zudem ist eine österreichische Firma dabei eine 70 Kilometer
lange, durchgehende Rohrleitung, vom Modak-Sagar Stausee bis in die Metropole
Mumbai zu legen, um die Wasserversorgung zu verbessern.[10]
Wir haben durch unsere Reise schon den Eindruck gewonnen, dass national und
international viel für die Verbesserung des Lebensstandards der Bevölkerung
unternommen wird. Diese Verbesserung reicht jedoch nicht aus, um der stark
wachsenden Bevölkerung gerecht zu werden.
Wir wollen zusätzlich versuchen mit unseren Möglichkeiten den Menschen in den
Slum-Gebieten zu helfen, ihr Wasser zu filtern und dadurch einen besseren
Lebensstandard zu erhalten.
6. Danksagung
An erster Stelle möchten wir uns bei Frau Dr. Veronika Selbach und bei Frau
Stephanie Leder, vom Geographischen Institut in Köln, bedanken. Sie haben uns die
ersten wichtigen Informationen zu Mumbai gegeben und uns auch die erste
Kontaktadresse (Father Savio, Don Bosco Schule Mumbai) vermittelt. Dieses hat
unsere Motivation sehr gestärkt, da wir auf mehrere Anfragen z. B. beim Wasserwerk
in Mumbai oder bei der Universität in Mumbai keine Antworten erhielten.
Weiterhin möchten wir uns bei Father Savio von der Don Bosco Schule in Mumbai
bedanken, der uns mit sehr vielen Informationen versorgt hat und der uns eine
Führung durch das Slum-Gebiet ermöglicht hat.
Ein besonderer Dank gilt unserer Lehrerin Frau Veronika Stein, die uns tatkräftig bei
unserer Siemens Arbeit unterstützt und die Reise nach Mumbai ermöglicht hat.
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7. Quellen
Literaturverzeichnis
[1] www.bpb.de/gesellschaft/staedte/megastaedte/64748/megastaedte
[2] www.Wikipedia.de
[3] www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=76376.html
[4] http://www.seos-project.eu/modules/landuse/landuse-c02-p18.de.html
[5] www.water-asar.de
[6] www.greenline.org.in
[7] Interview Don Bosco School
[8] Interviews in Mumbai
[9] Hygiene Institut Dr. Berg Eschweiler bei Aachen
[10] http://www.ufh.at/index.php?i_ca_id=568
Abbildungsverzeichnis
Titelbild: www.greenline.org.in
Diagramm 1: http://de.wikipedia.org/wiki/Mumbai#Bev.C3.B6lkerung
Grafik 1: http://www.seos-project.eu/modules/landuse/landuse-c02-p18.de.html
Tabelle 1: http://mumbai06.twoday.net/topics/5.+Wasserversorgung/
Bild 1: eigenes Foto
Bild 2: www.greenline.org.in
Bild 3-17: eigene Fotos
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8. Anhang
8.1 Fragebögen
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8.2 Auswertung der Fragebögen
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