die grabgruppe von polvareda. ein beitrag zum ursprung der ältesten amerikanischen zivilisation an...

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Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte Bd. 33, 2012, S. 33 52 Die Grabgruppe von Polvareda. Ein Beitrag zum Ursprung der ältesten amerikanischen Zivilisation an der nordzentralen Küste von Peru Marco Goldhausen, Berlin, Thomas Götzelt, Berlin, Carlos Viviano, Lima, Maria Ines Barreto, Lima, Manuel Gorriti, Lima, Natali López, Lima, und Ronald Loli, Lima Einleitung Das 4. Jahrtausend v. Chr. auf dem amerikanischen Doppelkontinent ist eine bedeutsame Epoche, da zahl- reiche spätarchaische 1 Gemeinschaften durch die Op- timierung ihrer aneignenden Subsistenzstrategien, insbesondere an Standorten nahe aquatischer Res- sourcen, eine zunehmende Sesshaftigkeit erlangten. An der Südostküste Brasiliens konnte die sich ent- wickelnde Platzkontinuität zur Bildung beachtlicher, in Einzelfällen bis zu 30 m hoher Muschelhaufen führen, den sogenannten Sambaquis, die sowohl als Wohn- als auch als Bestattungsstelle in Gebrauch waren. 2 In Nordamerika waren in dieser Zeit bereits künstliche Erdwerke fester Teil der gesellschaftlichen Entwicklung. Die am Unterlauf des Mississippi am Übergang vom 5. zum 4. Jahrtausend v. Chr. Er- richteten Anlagen stützen eine gängige prozessuale Hypothese bezüglich der Veränderung sozialer Kom- plexität. Erstmalig organisierten Gruppen der Neuen Welt gemeinschaftliche Arbeitsleistungen, die nicht nur der Nahrungsgewinnung dienten, sondern lokale segmentäre Gruppen über zentrale regionale Ritualorte integrierten, so dass Konflikte über Ressourcen verringert, Status tribaler Führer verbessert und Aus- tauschbeziehungen ermöglicht wurden. 3 Ebenso ist eine Spezialisierung des Handwerks im späten Ar- chaikum zu beobachten, wofür der Anfang der Tradition kalt gehämmerter Kupferartefakte am Lake Superior steht. 4 Die steigende Bedeutung von exotischen Rohstoffen und Fertigprodukten wird an der deutlichen Zunahme der Beigabe von Objekten aus Lake-Superior-Kupfer oder marinen Mollusken in 1 „Archaisch“ nach Willey/Phillips 1958, 104 – 139, entspricht der im europäischen Raum üblichen Terminologie „mesolithisch“, also der Gesellschaftsform der nacheiszeitlichen Jäger, Sammler und Fi- scher, die sich im Vorderen Orient mit der Stufe des Natufien ver- gleichen lässt. 2 Hubbe/Alves/Castro/Strauss 2009. 3 Gibson 2006; Anderson/Russo/Sassaman 2007, 465 468. Allerdings greift diese Hypothese zu kurz: Sie erklärt nicht, in- wiefern Statuserhöhung von tribalen Führern als angebliches Me- dium integrativer Arbeitsorganisation eine Lösung, nicht aber eine Verschärfung des Problems latenter Konflikte durch primär seg- mentäre Opposition darstellt (vgl. als einen locus classicus Sahlins 1961, passim; Sigrist 1979, Kap. 2.42; zum Differenzierungstyp segmentärer Differenzierung Luhmann 1997, Kap. IV.4). 4 Martin 1999. den Bestattungen in den Muschelhaufen der Green- River-Kultur in Kentucky deutlich, die eine Stabi- lisierung weiträumiger Austauschnetze belegen. 5 Auch die Weitergabe von Ideen wird zum Kenn- zeichen dieser dynamischen Zeit. Die Ausbreitung der Keramiktechnologie, die gesichert im 5. Jahrtausend v. Chr. zum ersten Mal in Amerika in San Jacinto in Nord-Kolumbien in Erscheinung trat, 6 lässt sich ein Jahrtausend später über Fundorte wie Puerto Hormiga an der kolumbianischen Karibikküste, Monagrillo in Panama, Puerto Marquez an der mexikanischen Pa- zifikküste nach Norden bis ins Savannah-Flusstal in Georgia verfolgen. 7 Zu Beginn des 4. Jahrtausends er- scheint Keramik auch in den Sambaquis am Unterlauf des Amazonas in Brasilien. 8 Dort, wo man diese tech- nologische Neuerung annahm, zeichneten sich die Ge- meinschaften durch eine verstärkt sesshafte Siedlungs- weise innerhalb fortbestehender aneignender Subsis- tenzstrategien aus. Eine Ausnahme bildete die Küstenregion nördlich des Golfes von Guayaquil in Ekuador. Hier wurde Ke- ramik zum materiellen Bestandteil der ersten voll neolithischen Kultur des amerikanischen Kontinentes, die nach dem eponymen Fundort Valdivia bezeichnet wurde. Die gesellschaftlichen Entwicklungen an der Westküste Südamerikas nehmen im Vergleich zur üb- rigen Neuen Welt im 4. Jahrtausend v. Chr. eine Son- derstellung ein und leiten nur wenig später, im 3. Jahr- tausend v. Chr., an der nordzentralen Küste von Peru in die Herausbildung der ersten altamerikanischen „Zivilisation“ über, die durch die Präsenz von proto- urbanen Siedlungen, sakraler Großarchitektur, inten- siver Feldwirtschaft durch erste Bewässerungssyste- me, ausgedehnter Austauschnetzwerke, spezialisierter Arbeitsteilung und sozialer Hierarchien gekennzeich- net war. 9 Das Erscheinen früher komplexer Gesell- schaften, die in der Fachliteratur meist als Häuptlings- tümer bzw. archaische, theokratische, frühe oder Pro- 5 Jefferies 2008, 210 und 236. 6 Oyuela-Caycedo 2006. 7 Brush 1965; Reichel-Dolmatoff 1965; Stoltman 1972; Cooke 1995. 8 Simões 1981. 9 Shady 2005, dies. 2006a, dies. 2006b; Haas/Creamer 2006; Lum- breras 2006; Vega-Centeno 2006; Goldhausen/Götzelt/Viviano/Bar- reto/Gorriti/Loli 2011.

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Die Grabgruppe von Polvareda. Ein Beitrag zum Ursprung der ältesten amerikanischen Zivilisation an der nordzentralen Küste von Peru

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Page 1: Die Grabgruppe von Polvareda. Ein Beitrag zum Ursprung der ältesten amerikanischen Zivilisation an der nordzentralen Küste von Peru

Mitteilungen der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte Bd. 33, 2012, S. 33 52

Die Grabgruppe von Polvareda.Ein Beitrag zum Ursprung der ältesten amerikanischen Zivilisation

an der nordzentralen Küste von Peru

Marco Goldhausen, Berlin, Thomas Götzelt, Berlin, Carlos Viviano, Lima, Maria Ines Barreto, Lima, Manuel Gorriti, Lima, Natali López, Lima, und Ronald Loli, Lima

Einleitung

Das 4. Jahrtausend v. Chr. auf dem amerikanischen Doppelkontinent ist eine bedeutsame Epoche, da zahl-reiche spätarchaische1 Gemeinschaften durch die Op-timierung ihrer aneignenden Subsistenzstrategien,insbesondere an Standorten nahe aquatischer Res-sourcen, eine zunehmende Sesshaftigkeit erlangten. An der Südostküste Brasiliens konnte die sich ent-wickelnde Platzkontinuität zur Bildung beachtlicher, in Einzelfällen bis zu 30 m hoher Muschelhaufen führen, den sogenannten Sambaquis, die sowohl als Wohn- als auch als Bestattungsstelle in Gebrauch waren.2 In Nordamerika waren in dieser Zeit bereits künstliche Erdwerke fester Teil der gesellschaftlichen Entwicklung. Die am Unterlauf des Mississippi am Übergang vom 5. zum 4. Jahrtausend v. Chr. Er-richteten Anlagen stützen eine gängige prozessuale Hypothese bezüglich der Veränderung sozialer Kom-plexität. Erstmalig organisierten Gruppen der Neuen Welt gemeinschaftliche Arbeitsleistungen, die nicht nur der Nahrungsgewinnung dienten, sondern lokale segmentäre Gruppen über zentrale regionale Ritualorte integrierten, so dass Konflikte über Ressourcen verringert, Status tribaler Führer verbessert und Aus-tauschbeziehungen ermöglicht wurden.3 Ebenso isteine Spezialisierung des Handwerks im späten Ar-chaikum zu beobachten, wofür der Anfang der Tradition kalt gehämmerter Kupferartefakte am Lake Superior steht.4 Die steigende Bedeutung von exotischen Rohstoffen und Fertigprodukten wird an der deutlichen Zunahme der Beigabe von Objekten aus Lake-Superior-Kupfer oder marinen Mollusken in

1 „Archaisch“ nach Willey/Phillips 1958, 104 – 139, entspricht der im europäischen Raum üblichen Terminologie „mesolithisch“, also der Gesellschaftsform der nacheiszeitlichen Jäger, Sammler und Fi-scher, die sich im Vorderen Orient mit der Stufe des Natufien ver-gleichen lässt.2 Hubbe/Alves/Castro/Strauss 2009.3 Gibson 2006; Anderson/Russo/Sassaman 2007, 465 – 468. Allerdings greift diese Hypothese zu kurz: Sie erklärt nicht, in-wiefern Statuserhöhung von tribalen Führern als angebliches Me-dium integrativer Arbeitsorganisation eine Lösung, nicht aber eine Verschärfung des Problems latenter Konflikte durch primär seg-mentäre Opposition darstellt (vgl. als einen locus classicus Sahlins 1961, passim; Sigrist 1979, Kap. 2.42; zum Differenzierungstyp segmentärer Differenzierung Luhmann 1997, Kap. IV.4).4 Martin 1999.

den Bestattungen in den Muschelhaufen der Green-River-Kultur in Kentucky deutlich, die eine Stabi-lisierung weiträumiger Austauschnetze belegen.5

Auch die Weitergabe von Ideen wird zum Kenn-zeichen dieser dynamischen Zeit. Die Ausbreitung der Keramiktechnologie, die gesichert im 5. Jahrtausend v. Chr. zum ersten Mal in Amerika in San Jacinto in Nord-Kolumbien in Erscheinung trat,6 lässt sich ein Jahrtausend später über Fundorte wie Puerto Hormiga an der kolumbianischen Karibikküste, Monagrillo in Panama, Puerto Marquez an der mexikanischen Pa-zifikküste nach Norden bis ins Savannah-Flusstal in Georgia verfolgen.7 Zu Beginn des 4. Jahrtausends er-scheint Keramik auch in den Sambaquis am Unterlauf des Amazonas in Brasilien.8 Dort, wo man diese tech-nologische Neuerung annahm, zeichneten sich die Ge-meinschaften durch eine verstärkt sesshafte Siedlungs-weise innerhalb fortbestehender aneignender Subsis-tenzstrategien aus.

Eine Ausnahme bildete die Küstenregion nördlich des Golfes von Guayaquil in Ekuador. Hier wurde Ke-ramik zum materiellen Bestandteil der ersten vollneolithischen Kultur des amerikanischen Kontinentes, die nach dem eponymen Fundort Valdivia bezeichnet wurde. Die gesellschaftlichen Entwicklungen an der Westküste Südamerikas nehmen im Vergleich zur üb-rigen Neuen Welt im 4. Jahrtausend v. Chr. eine Son-derstellung ein und leiten nur wenig später, im 3. Jahr-tausend v. Chr., an der nordzentralen Küste von Peru in die Herausbildung der ersten altamerikanischen„Zivilisation“ über, die durch die Präsenz von proto-urbanen Siedlungen, sakraler Großarchitektur, inten-siver Feldwirtschaft durch erste Bewässerungssyste-me, ausgedehnter Austauschnetzwerke, spezialisierter Arbeitsteilung und sozialer Hierarchien gekennzeich-net war.9 Das Erscheinen früher komplexer Gesell-schaften, die in der Fachliteratur meist als Häuptlings-tümer bzw. archaische, theokratische, frühe oder Pro-

5 Jefferies 2008, 210 und 236.6 Oyuela-Caycedo 2006.7 Brush 1965; Reichel-Dolmatoff 1965; Stoltman 1972; Cooke 1995.8 Simões 1981.9 Shady 2005, dies. 2006a, dies. 2006b; Haas/Creamer 2006; Lum-breras 2006; Vega-Centeno 2006; Goldhausen/Götzelt/Viviano/Bar-reto/Gorriti/Loli 2011.

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Abb. 1. Archäologische Fundorte der Pampa-Phase an der Westküste Südamerikas (GIS und Kartenlayout Th. Götzelt)

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to-Staaten bezeichnet werden,10 ist eines der faszi-nierendsten Probleme der Altertumswissenschaften und ebenso Gegenstand eines Forschungsprojektes im Trockental von Orcón-Pacaybamba (11º 30’S, 77º 00’W) an der zentralen Küste von Peru. Durch die Grabungen in dem Fundort Polvareda in der Sied-lungskammer von Cayán konnte das Proyecto Ar-queológico Orcón-Pacaybamba (PAOP) insbesondere die Anfänge dieser Entwicklungen am Ausgang des 4. Jahrtausends v. Chr. erhellen.

Natur- und Kulturraum

Um die einschneidenden sozialen Veränderungennachvollziehen zu können, ist einen Blick auf die naturräumlichen Gegebenheiten an der Westküste Südamerikas südlich des Äquators erforderlich. Wiean anderen Orten hochkultureller Prozesse waren auchhier klimatische und geomorphologische Variabilitätlimitierende Anlässe in den sozialen und natürlichen Umwelten der Sozialsysteme.11 Im Wesentlichen wird die Region vom massiven Gebirgszug der Anden ge-prägt, der bis zu 6.000 m hoch aufragt und den schmalen Küstensaum am Pazifischen Ozean von Se-chura im Norden bis zur Atacama im Süden in den Regenschatten fallen lässt (Abb. 1). Von den diversen Höhenstufen und ihrer spezifischen Hanglage werden Naturräume mit eigenen klimatischen und edaphi-schen Bedingungen vorgegeben.12 Auch in Abhän-gigkeit zur geographischen Breite lassen sich beträcht-liche klimatische Unterschiede feststellen. Die wichti-ge Regenisohyete von 250 mm, das jährliche Mini-mum an Niederschlag, das einen Regenfeldbau er-laubt, steigt am Westabhang der Anden in Nord-Peru von ca. 1.000 m nach Süden hin kontinuierlich auf und liegt in Nord-Chile bereits auf über 4.000 m. Un-terhalb dieser Niederschlagsgrenze bedurfte es außer-halb der Flussoasen und Quellen künstlicher Bewässe-rungsmaßnahmen, um das öde Land in fruchtbarenBoden zu verwandeln.

Aber nicht nur der Feldbau bildete die Sub-sistenzgrundlage für die Bewohner des ariden Küsten-streifens. Durch den Auftrieb von nährstoffreichem Tiefwasser vor dem südamerikanischen Festland und durch den Humboldtstrom, der aus den antarktischen Gewässern kalte Wassermassen bis zur Halbinsel Se-chura schiebt, ist der Pazifische Ozean vor Nord-Chile und Peru außergewöhnlich planktonreich (Abb. 1). Das Geschwebe bietet die Nahrungsgrundlage für Krustentiere, zahlreiche Molluskenarten und riesige

10 Claessen/Skalník 1978; Cohen 1978; Breuer 1990, ders. 1998; Kurtz 2001; Stanish 2001; Yoffee 2005; Abrutyn/Lawrence 2010, Kap. 10 und 11.11 Vgl. etwa Bargatzky 1986, Kap. 1 zu gängigen Ansätzen in derKulturökologie.12 Pulgar Vidal 1981.

Fischschwärme der peruanischen Sardelle (Engraulis ringens) und der pazifischen Sardine (Sardinop sa-gax). Von den Kleinfischen wiederum profitieren Raubfische, Seehunde, Meeressäuger und Seevögel. Die Menge und Vielfalt an marinem Protein, das über das ganze Jahr vorhanden ist, stellt die wichtigste ab-schöpfbare natürliche Nahrungsquelle an der Küste dar. Dies gilt insbesondere für die extrem aride Ata-cama-Wüste, an deren nördlichen Ausläufern in der Region von Arica es zur Herausbildung der archai-schen Chinchorro-Kultur kam (Abb. 1), einer sess-haften, nahrungsaneignenden Gesellschaft, die tieri-sches Eiweiß zu über 80% aus dem Meer schöpfte, ohne dabei allerdings Netze oder Boote zu gebrau-chen, so dass der Konsum von Schwarmfischen eine untergeordnete Rolle spielte. Besonders bemerkens-wert waren ihre Bestattungsrituale.13 Die Chinchorro entwickelten die älteste überlieferte künstliche Mumifizierung von Verstorbenen, die einen ausge-prägten Ahnenkult vermuten lassen, da die ausge-steiften, präparierten Körper zu bestimmen Zeremo-nien aufgestellt werden konnten. Insbesondere sind die Mumien des Gräberfeldes am Fuß des Morro de Arica detailliert untersucht worden.14 Dabei stellte man fest, dass bevorzugt männliche Individuen eine krankhafte Veränderung des äußeren Gehörgangs zeigten, die sogenannte externe Gehörgangsexosto-se.15 Diese Pathologie führt man auf die spezialisierten Arbeiten der Fischer zurück, die durch das Tauchen und Fischen ständig in Kontakt mit dem kalten Wasser des Pazifiks waren, was zu chronischen Entzündungen des Gehörgangs führen konnte.

Die geschlechterspezifische Arbeitsaufteilung zwi-schen fischenden und nach Muscheln tauchenden Männern und sich auf häusliche Aufgaben und dem Sammeln terrestrischer Ressourcen konzentrierenden Frauen ist auch typisch für die Gemeinschaften der zentralen Küste von Peru im 5. und beginnenden 4. Jahrtausend v. Chr., deren gesellschaftliche Eigen-heiten Thomas Patterson dazu bewogen, von einer ge-sonderten sozialen Formation zu sprechen, die er nach dem eponymen Fundort am Fuß einer Nebeloase nördlich von Chilca Paloma bezeichnete.16 Der kalte Humboldtstrom, der die Westküste Südamerikas bis ca. 4º bis 6º südlicher Breite streicht (Abb. 1), ist we-sentlich für das wüstenhafte Klima am Litoral von Nord-Chile und Peru verantwortlich. Die kühlen Was-sertemperaturen senken die Lufttemperatur deutlich, was die Bildung von Nebeln begünstigt. Allerdings kann sich diese feuchte Meeresluft nicht abregnen, da sie mit dem Aufsteigen am Westabhang der Anden

13 Arriaza 1994, ders. 1995, Arriaza/Doubrava/Standen/Haas 1995; Standen et al. 2004.14 Standen 1997.15 Standen/Allison/Arriaza 1984, dies. 1985.16 Patterson 1983; ders. 1989.

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nicht abgekühlt, sondern durch die nun intensiver werdende Sonnenbestrahlung erwärmt wird und sich an der zentralen Küste zwischen 700 und 1.000 mauflöst. Diese Temperaturinversion verhindert Nie-derschläge. Nur an den küstennahen Erhebungen in einer Höhenlage von 300 bis 700 m kommt es zur Bildung von Nebeloasen, wo sich bevorzugt die ar-chaischen Gruppen niederließen. Die Niederschlags-menge auf diesen sogenannten Lomas liegt zwischen 125 und 250 mm im Jahr. Da die Verdunstungsrate in jedem Monat über der Niederschlagsmenge liegt,können keine fließenden Gewässer in den Nebeloasen entstehen, so dass sie für den Feldbau ungeeignet waren. So tauchten denn auch im 4. Jahrtausend v. Chr. Feldfrüchte erst vermehrt in der Fundstelle 1 im Trockental von Chilca südlich der Loma Paloma auf.Die an einem Quelltopf gelegene permanent be-wohnte, ca. 2 ha große Siedlung zeichnete halb in den Boden eingetiefte Rundhäuser sowie die Funde von Doppelspitzen aus,17 die deutliche Bezüge zur ma-teriellen Kultur der Chinchorro-Kultur im Süden er-kennen lassen. Allerdings ist die Bestattungsweise in Chilca eigenständig. Neben Streckern, die in aufgege-benen Wohnbehausungen auftauchten, sind in 250 m Entfernung zur Siedlung mehr als 100 Bestattungen gefunden worden, die sich um eine Hütte anordneten und in ventraler oder lateraler Hockerlage niedergelegt wurden. Hockerbestattungen18 sowie einige der nach-gewiesenen Kulturpflanzen in Chilca, wie die Bohne(Canavalia sp.), essbare Canna (Canna edulis) oderder Kürbis (Cucurbita sp.),19 belegen engere Bin-dungen zur ekuatorianischen Küstenregion nördlich des Golfes von Guayaquil.

Am Golf von Guayaquil (Abb. 1), dessen Region bereits unter dem Einfluss des Warmwasserstromes El Niño20 steht, herrscht ein tropisches Klima, das durch das Wechselspiel der beiden pazifischen Meeresströ-me vor der Westküste Südamerikas von einer jahres-zeitlichen klimatischen Schwankung zwischen einer ausgedehnten Trocken- und einer kürzeren Regenzeit in den Monaten Dezember bis März geprägt wird. Nördlich des Golfes, wo die formative21 Valdivia-Kul-tur im 4. Jahrtausend v. Chr. entstand, ist eine semi-aride Ökozone mit heute weniger als 500 mm Nieder-schlag im Jahr vorzufinden.22 Die Abhängigkeit der im

17 Donnan 1964; Engel 1988. 18 Vgl. Stothert 1985.19 Engel 1988; Jones 1988, 38 ff.20 Wegen seiner südlichen Abdrift in den Monaten von Dezember bis April wird dieser Meeresstrom auch mit dem Phänomen El Niño – Südliche Oszillation (ENSO) in der Fachliteratur in Verbindung gebracht. ENSO verursacht in außergewöhnlichen Jahren tropische Regengüsse an der nördlichen und in besonderen Fällen auch an der zentralen Küste von Peru. 21 Formativum ist nach Willey/Phillips 1958, 144 – 45, die neu-weltliche Bezeichnung für das Stadium neolithischer Bauern- und Hirtengesellschaften.22 Momsen 1968.

pazifischen Tiefland von Ekuador beheimateten Bauern vom El-Niño-Strom, der die feuchten Luft-massen mit sich brachte, war somit von Natur aus groß. Die beiden wichtigsten Fundstellen, an denen sich das frühe bäuerliche Leben nachzeichnen ließ,sind Real Alto und Loma Alta (Abb. 1),23 ca. 2 ha große permanente Ansiedlungen. Ihre Bewohner kom-binierten den Anbau von essbarer Canna, Pfeilwurz (Maranta sp.),24 Kürbis (Cucurbita sp.), Bohnen (Ca-navalia sp.) und dem Mais (Zea mays), dessen Wildform ursprünglich am Río Balsas in Westmexiko verbreitet war,25 mit der Jagd in den umliegenden Wäldern sowie dem Fischfang an der nahe gelegenenKüste. Eine besonders wichtige Nutzpflanze der Valdi-via-Kultur, die wohl auch nach neuestem Kennt-nisstand in der Region am Golf von Guayaquil erst-malig domestiziert wurde, war die Baumwolle der ArtGossypium barbadense.26

Zum Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. wurde diese Kulturpflanze zum Kennzeichen per se der letzten Stufe des Präkeramikums27 an der Küste von Peru, was den französischen Archäologen Frédéric Engel28

dazu bewog, vom sogenannten Baumwoll-Präkera-mikum zu sprechen, dessen Beginn ca. um 3200 v. Chr. anzusetzen ist. Erst mit der Kultivierung von Gossypium barbadense etablierte sich der intensive Feldbau an der nordzentralen Küste von Peru. Man spricht auch von der Periode des Präkeramischen For-mativums,29 um den Unterschied zur gleichzeitigen keramischen Valdivia-Kultur herauszustellen. Die aus-giebige Nutzung von Kalebassen, des lokal ange-bauten Flaschenkürbisses (Lagenaria siceraria), war wohl ein wesentlicher Grund, warum man keinen An-reiz verspürte, die Keramikherstellung aus dem Nor-den zu übernehmen.

Das Präkeramische Formativum von Peru (32002050 v. Chr.)

Das Präkeramische Formativum lässt sich bis zur Einführung der Keramik am Ende des 3. Jahrtausendsv. Chr. in drei größere Zeitstufen unterteilen (Abb. 2): die Phasen Pampa (3200 2800 v. Chr.), Caral (2800

2300 v. Chr.) und Mito (2300 2050 v. Chr.). Die

23 Damp 1984a, ders. 1984b; Pearsall 2003.24 Die essbare Canna und Pfeilwurz wurden wegen ihrer stär-kehaltigen Rhizome angebaut.25 Matsuoka/Vigouroux/Goodman/Sanchez/Buckler/Doebley 2002.26 Damp/Pearsall 1994.27 Stufe VI nach Lanning 1967; Stephens/Moseley 1974.28 Engel 1957.29 Goldhausen/Viviano/Abanto/Espinoza/Loli 2006, 153.

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Pampa-Phase30 bezeichnet die Epoche der Einführung eines für den Raum der Küste völlig neuartigen Wirtschaftssystems, bestehend aus regional spezia-lisierten Subsistenzformen, die ein annähernd symbio-tisches Austauschsystem miteinander verknüpfte. Tom Patterson bezeichnete diese neue Gesellschaftsorga-nisation als soziale Formation La Concha.31 Ihr Sied-lungssystem wurde geprägt von Fischerdörfern, wie z. B. Bandurria (Abb. 1),32 die sich nahe der Buchten und flachen Strände in den meist unfruchtbaren Gebieten der Küste befanden, sowie auf den Boden-

30 Der Begriff der Pampa-Phase, benannt nach einem Fundort in Ventanilla (Abb. 1), wurde aus der von Michael Moseley 1975, 22 23 und Fig. 3.5, für den Raum Ancón-Chillón im heutigen nörd-lichen Einzugsgebiet der peruanischen Hauptstadt Lima ent-wickelten Chronologie des Baumwoll-Präkeramikums überommen.31 MacNeish/Patterson/Browman 1975, 33; Patterson 1983, ders. 1989, 296 298.32 Chu 2011.

bau fokussierten Ansiedlungen im ariden Hinterland, deren Standorte vom Verlauf der Flüsse und der Prä-senz von Quellen bestimmt wurde. Die Existenz der litoralen Siedlungen war insbesondere von der Einfuhr von Baumwolle zur Herstellung von Netzen abhängig,denn durch die neu eingeführte Netzfischerei von Schwarmfischen gelang es erstmalig, einen stabilen Nahrungsüberschuss zu erzielen, der durch Trocknung und Salzung haltbar gemacht werden konnte. In die-sem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass von 11° bis 13º südlicher Breite sich entlang der zen-tralen Küste von Peru eine der wichtigeren Auf-triebszonen im Pazifik befindet,33 so dass das Meer

33 Tarazona/Gutiérrez/Paredes/Indacochea 2003, 210.

Formativum Phase Fundstellen RCYBP Kalenderjahre

keramisch

spät PolvaredaPV44-P/18

Sektor 32140 – 2400 450 – 200 calBC

mittel ChavínPV44-P/02

Sektor 12400 – 2818 1000 – 450 calBC

früh ManchayPV44-P/18

Sektor 12856 – 3170 1450 – 1000 calBC

akeramisch Paraíso ? 3200 – 3660 2050 – 1450 calBC

präkeramisch

spät MitoPV44-P/01 Hügel M1

3670 – 3830 2300 – 2050 calBC

mittel Caral PV44-O/22 3840 – 4230 2800 – 2300 calBC

früh PampaPV44-P/01

Sektor 14250 – 4530 3200 – 2800 calBC

Abb. 2. Stufen- und Phasengliederung der Periode des Formativums im Trockental von Orcón-Pacaybambamit Angabe der 14C-Alter sowie der zugehörigen kalibrierten Kalenderjahre nach INTCAL09

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Abb. 3. Topographische Karte der Siedlungskammer von Cayán im Trockental von Orcón-Pacaybamba

mit Verortung der Wasserquellen und des Fundortes Polvareda (PV44-P/01)

Abb. 4. Topographische Karte des Fundortes Polvareda (PV44-P/01, Sektor 1) mit Verortung des Grabungsschnittes P3

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hier aufgrund der Menge an Nährstoffen besonders fischreich ist. Die Bauern im Inland bezogen ihre Nah-rung aus den landwirtschaftlichen Erträgen des An-baus von Bohnen (Phaseolus lunatus und Canavalia sp.), Kürbis (Cucurbita moschata und Cucurbita ficifolia), essbarer Canna, Süßkartoffel (Ipomea sp.) und Yambohne (Pachyrhizus sp.)34 sowie aus dem nicht unwesentlichen Import von Fisch und Mol-lusken. Da der Feldbau zu dieser Zeit, dessen wich-tigste Kulturpflanzen Baumwolle und der Flaschen-kürbis waren, weniger Wasser erforderte als im 2. Jahrtausend v. Chr., als die Nahrungspflanzen wie Mais (Zea mays) oder Maniok (Manihot esculenta) an Bedeutung zunahmen, sind die wichtigsten Inland-fundstätten des präkeramischen Formativums auch noch vorwiegend in Tälern ohne regelmäßigen Ab-fluss zu finden, die keine größeren technischen Anfor-derungen an die Bewohner stellten, d. h., man konnte nahe von Quelltöpfen noch ohne größere Wasserbau-werke die Felder bestellen.

Auch das im Rahmen des PAOP untersuchte Trockental von Orcón-Pacaybamba gehört zu diesen bevorzugten Siedlungsstellen der ersten Bauern in Pe-ru. Da Daten zur Pampa-Phase hauptsächlich aus Fundorten der Küste vorliegen, kann es als ein aus-gesprochener Glücksfall betrachtet werden, dass in der Fundstätte Polvareda (PV44-P/01), in über 30 km

34 Cohen 1974, 60 64; Engel 1988; Jones 1988, 38 ff.

Luftlinie Entfernung zum Meer (Abb. 1), Sied-lungsspuren und Bestattungen aus der Anfangszeit der altperuanischen Zivilisation gefunden wurden. Pol-vareda befindet sich auf ca. 900 m Höhe im Gebiet der Quellen von Cayán (Abb. 3), die aufgrund ihres Was-serreichtums dem Menschen bereits früh Anreiz boten, sich in dieser ariden Region niederzulassen. So rei-chen die zahlreichen archäologischen Spuren in der Siedlungskammer von Cayán zurück bis in die Zeit der Erstbesiedlung der zentralen Küste von Peru, wo zu Beginn des Holozäns Wildbeuter auftauchten, die gestielte Spitzen der sogenannten Paiján-Tradition herstellten (Abb. 6a).

Die im Rahmen der Feldforschungskampagne im Jahre 2009 genauer untersuchte Fundstätte PV44-P/01 (Sektor 1) erstreckt sich über 6 ha auf einer kollu-vialen Terrasse nördlich der Talsohle. Auf dieser las-sen sich sieben unterschiedlich große Erhebungen aus-machen (M1-M7), welche Plattformbauten und Ge-bäude aus dem präkeramischen Formativum verbergen (Abb. 4). Im Hügel M1 lag bereits durch Grabräuber-aktivitäten eine Räumlichkeit frei, die sich anhand ihrer architektonischen Einzelelemente als typischer Vertreter der Feueraltäre der Mito-Phase35 identifi-

35 Die Mito-Phase wurde nach der gleichnamigen präkeramischen Bauphase im Fundort Kotosh am Ostabhang der Anden benannt, deren Architektur kennzeichnend für diese Epoche wurde, Izu-mi/Terada 1972; Bonnier 1997.

Abb. 5. Verteilungsmuster von lithischen Abschlägen im Wohnsektor von Polvareda (GIS Th. Götzelt)

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Abb. 6. Funde von Polvareda: a) gestielte Spitze vom Sektor 2 in PV44-P/18,

b) Doppelspitze vom Wohnsektor im Sektor 1 von PV44-P/01, c) Speerschleuder aus Grab 5, d) Wurfring aus Grab 5, e) Ohrpflock aus Grab 5, f) Spondylus-Perle aus Grab 5, g) Meeresschneckenhaus der Art Acanthina crassilabrum aus Grab 4

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zieren ließ,36 die nach neuesten Untersuchungen im Fundort Buena Vista im benachbarten Chillón-Tal wahrscheinlich im Kontext astronomischer Beob-achtungen zur Einhaltung des Agrarkalenders stan-den.37 Anhand einer Holzprobe aus dem Türsturz des lateralen Zugangs zum Gebäude konnte ein kali-briertes Errichtungsalter von 2292 – 2144 v. Chr. (MAMS-11344) für die letzte Bauphase bestimmt werden. Die Aufgabe der Anlage erfolgte nur wenige Jahrzehnte später, wie sich der Datierung einer Holz-kohleprobe entnehmen ließ, die einer Ascheschicht auf dem Fußboden entstammte.38

36 Siehe dazu Goldhausen/Viviano/Abanto/Espinoza/Loli 2006, 154 ff.; Goldhausen/Götzelt/Viviano/Barreto/Gorriti/Loli 2011, 220 ff. 37 Benfer/Ojeda/Duncan/Adkins/Ludeña/Vallejos/Rojas/Ocas/Vento-cillai/Villarreal 2007. 38 2066 v. Chr. (MAMS-11342).

Die systematischen Prospektionen im Bereich des Wohnsektors von Polvareda (Abb. 4) halfen, anhand der Streuung von Kernsteinen und Abschlägen lithi-sche Werkstätten zu bestimmen (Abb. 5), die sich durch die Produktion von bikonvexen Doppelspitzen auszeichneten (Abb. 6b) Diese vorwiegend aus Basalt gefertigten Geschosse vom Typ Paloma-Encanto39 sind kennzeichnend für die lithische Chinchorro-Tradition40 und lassen sich regelhaft von der zentralen Küste von Peru bis Nord-Chile41 dem Artefaktspek-trum der spezialisierten mittel- und spätarchaischen Fischergruppen zuordnen. In der Hoffnung, die zeitliche Lücke zwischen den früharchaischen Wild-

39 Lanning 1963, Fig. 5 q, u-z; Fung 1968, Fig. 6A, D; Engel 1980, Fig. 54 64; León 2001, 218. 40 Salcedo 2006, 501 516. 41 Llagostera 1992, 91 94; Arriaza 1995, Fig. 24a b; Wise 1997, Fig. 10d e; Lavallée/Béarez/Chevalier/Julien/Usselmann/Fontugne 1999, Fig. 10a c.

Abb. 7. Planum der ersten Belegungsphase im Grabungsschnitt P3 von PV44-P/01 (Maßstab 2 m und Nordpfeil 30 cm). Pfostengruben und zentrale Vertiefung gehören zum Grubenhaus, Grabstein (links)

und das Grabmonument im Hintergrund zur späteren Nachnutzung als Bestattungsplatz (Foto: M. Goldhausen)

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Labornr. Fundort RCYBP ± Material

DRI-3388Morro de Arica, Fundstelle 1,Rote Mumie

4394 54menschl. Gewebe

calBC 3329-2901

I-13650 Morro de Arica, Fundstelle 1,Rote Mumie

4350 280menschl. Gewebe

calBC 3696-2231

I-816Chilca, Fundstelle 1,Stratum 3A

4500 190 Holzkohle calBC 3654-2677

I-958Chilca, Fundstelle 1,Stratum 3

4400 320 Holzkohle calBC 3928-2205

GX-1134Ventanilla, Fundstelle Pampa,Baumwoll-Präkeramikum

4450 110 Holzkohle calBC 3497-2886

MAMS-11629Polvareda, Grube im Bestat-tungsplatz (Befund 102/141)

4437 30 Holzkohle calBC 3330-2929

MAMS-11630Polvareda, Ascheschicht in Grubenhaus (Befund 127)

4488 32 Holzkohle calBC 3347-3033

MAMS-11631Polvareda, Grube im Bestat-tungsplatz (Befund 102/141)

4425 29 Holzkohle calBC 3323-2923

MAMS-11632Polvareda, Grube im Bestat-tungsplatz (Befund 101)

4354 33 Holzkohle calBC 3086-2899

V-3279Bandurria, Sektor 1unterste Kulturschicht

4530 80 ? calBC 3505-2931

V-3277Bandurria, Sektor 1 (Wohnbereich), Schicht 4

4480 70 ? calBC 3363-2930

I-7488Bandurria, Sektor 1 (Wohnbereich), Bestattungskontext

4420 140Pflanzen-

faserncalBC 3518-2680

AA-71429Bandurria, Sektor 1 (Wohnbereich), Grabungsstelle 6

4363 65 ? calBC 3328-2882

GX-3860Aspero, Huaca de los Ídolos, Shicra in Verfüllung

4360 175Pflanzen-

faserncalBC 3517-2500

GX-3862Aspero, Huaca de los Sacrificios,Opferdepot

4260 150Holzkohle

TextilcalBC 3341-2489

ISGS-5523Caballete, Profil 1 in Hügel B, Wandverputz von Installation

4450 290Pflanzen-

faserncalBC 3932-2348

GEO-30514Caballete, Schnitt in rundem vertieftem Platz vor Hügel E

4440 40 Holzkohle calBC 3334-2926

ISGS-5730Caballete, Sektor C, Block 1, Quadrant C1, Schicht 8

4370 120Pflanzen-

faserncalBC 3369-2671

Hd-28803Sechin Bajo, Vorgängerbau, Feuerstelle (Befund 367)

4414 28 Holzkohle calBC 3310-2919

Hd-28970Sechin Bajo, Vorgängerbau, Feuerstelle (Befund 398)

4333 28 Holzkohle calBC 3019-2896

Hd-28828Sechin Bajo, runder vertiefter Platz (Befund 347)

4417 26 Holzkohle calBC 3310-2921

GX-5266Real Alto, Schnitt C, Phase Valdivia 2

4495 160 Holzkohle calBC 3639-2780

ISGS-466Real Alto, Schnitt C, Phase Valdivia 2

4390 75 Holzkohle calBC 3336-2892

SFU-105Loma Alta,Phase Valdivia 2

4450 120 ? calBC 3514-2878

SI-1055Loma Alta, Grabungs-stelle J-II, Phase Valdivia 2b

4370 65 ? calBC 3330-2886

Abb. 8. 14C-Datierungen von archäologischen Fundorten des ausgehenden 4. Jahrtausends v. Chr. an der Westküste von Südamerika nach Engel 1966, 80; Patterson/Moseley 1968, 116; Feldman 1987, Tab. 1; Fung 1988, 95; Arriaza/Doubrava/Standen/Haas 1995,

Tab. 3 und 4; Zeidler 2003, Tab. A1; Haas/Creamer/Ruiz 2004, 3; Chu 2006, Tab. 1; Haas/Creamer 2006, Tab. 3; Fuchs/Patzschke/Yenque/Briceño 2009, Tab. 1. In fetter Schrift die AMS-Datierungen vom Grabungsschnitt P3 in Polvareda

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beutern der Paiján-Tradition und den Erbauern der präkeramischen Sondergebäude in der Siedlungskam-mer von Cayán schließen zu können, wurde im Sektor 1 von PV44-P/01 eine Grabungsstelle für eine geziel-tere Untersuchung ausgewählt, um u. a. datierungs-fähiges Probenmaterial aus gesicherten stratigraphi-schen Kontexten zu bergen.

Die Grabung (Schnitt P3) im Bereich des Wohn-sektors (Abb. 4) erbrachte eine stratigraphische Ab-folge von drei Belegungsmomenten: erstens eine erste häusliche Nutzung durch ein ovales Grubenhaus, das bis in den anstehenden Schluff vertieft wurde, zwei-tens die Transformation des Wohnbereiches in einen Bestattungsplatz, der in der ersten Phase durch eine Grabgruppe, bestehend aus Einzelgräbern und einem großen Grabstein, gekennzeichnet war, und drittensdie Aufschüttung des ersten Bestattungsplatzes und der nachfolgende Bau einer großen, mit Trocken-mauerwerk verblendeten Grabgrube, die im Anschlussmit einer Steinpackung versiegelt wurde. Der Fund von polierten Schalenstücken der Miesmuschel Cho-romitylus choros, ein typisches Leitfossil der Caral-Phase, legte eine Datierung des Grabmonumentes der letzten Belegungsphase in die Mitte des 3. Jahr-tausends v. Chr. nah. In dieser Zeit erreichte die nord-zentrale Küstenzivilisation von Peru in ihrem Kern-gebiet vom Fortaleza- bis zum Chancay-Tal bereits ihre Blüte.42 Monumentalbauten in Form von großen gestuften Plattformbauten von bis zu 20 m Höhe mit vorgelagertem, rundem vertieften Platz gehörten zu einem ihrer wesentlichen Merkmale. Auch wenn ihre Siedlungen nicht dicht besiedelt waren, waren sie doch massiv mit Großarchitektur bebaut worden und konnten sich im besonderen Fall von Caral-Chupa-cigarro über eine Fläche von mehr als 100 ha erstre-cken.43

42 Hass/Creamer 2006; Shady 2006a; Goldhausen/Viviano/Aban-to/Espinoza/Loli 2006; Goldhausen/Götzelt/Viviano/Barreto/Gor-riti/Loli 2011, 220 ff. 43 Caral und Chupacigarro umfassen jeder für sich jeweils 66 ha und 44 ha, Shady 2006a, Tab. 2, liegen aber so dicht beieinander, dass

Die untersuchten Wohnbehausungen des 3. Jahr-tausends v. Chr. waren ebenerdig angelegt und hatten vorwiegend einen rechteckigen Grundriss,44 so dassdas im Durchmesser über 6 m breite und knapp 1 m eingetiefte ovale Grubenhaus der ersten Bele-gungsphase in Polvareda offensichtlich noch in der älteren archaischen Tradition von Wohnbehausungen stand.45 Es kennzeichnete eine zentrale rechteckige 20cm tiefe und 2,40 x 1,80 m breite Vertiefung mit stel-lenweise verziegelter Oberfläche, die auf ihre Nutzung als Feuerstelle hinwies (Abb. 7). Um diese fanden sich Gruben von Holzpfosten (Befunde R85, R133, R134 und R135) angeordnet, die wahrscheinlich die Dach-konstruktion der Behausung trugen (Abb. 7 und 10).Nördlich der Vertiefung befand sich eine mit Steinen innen verblendete und von der Begehungsoberfläche des Grubenhauses 0,5 m tief eingegrabene Vorrats-grube (Befund R144), die mit Steinplatten abgedeckt war. Die gesamte Behausung wurde wahrscheinlich mit ihrer Aufgabe rituell bestattet, da der Fußboden mit einer aschigen Brandschicht bedeckt war und die Pfosten der aufgehenden Hausstruktur vor dem Brand gezogen worden sind. Von der Ascheschicht innerhalb der zentralen Vertiefung (Befund R127) wurde eine Holzkohledatierung (MAMS-11630) vorgenommen, die ein kalibriertes Alter von 3347 3033 v. Chr. ( )erbrachte (Abb. 8) und somit die zeitliche Nutzung der Behausung an den unmittelbaren Beginn des Präkera-mischen Formativums stellte, der Phase Pampa.

Die Analyse der archäozologischen Reste in den Auffüllungsschichten des Grubenhauses gibt einen ersten Einblick in das Ernährungsverhalten der Be-wohner von Polvareda zur Zeit der Pampa-Phase. Dominiert wurde das Spektrum verzehrter Fische von der peruanischen Sardelle (Engraulis ringens), einem

sie durchaus auch als zusammengehöriger Komplex verstanden werden können.44 Wendt 1964; Shady 2006a; siehe dazu auch ausführlicher Chu 2011, 41 ff.45 Siehe zu den archaischen Wohnbehausungen ausführlicher Chu 2011, 39 ff.

Fischtaxa der 1. und 2. Belegungsphase (Phase Pampa)im Schnitt P3 im Sektor 1 von PV44-P/01

Familie Artname Gewöhnl. Name NISP MNI

Engraulidae Engraulis ringens peruan. Sardelle 385 25 57 %

Clupeidae Sardinops sagax pazif. Sardine 2 1 2 %

Carangidae Trachurus murphyi chilen. Makrele 21 6 14 %

Scombridae Sarda chiliensis Pazifik-Bonito 3 3 7 %

Sciaenidae Sciaena deliciosa Lorna 11 8 18 %

Sciaenidae Cilus gilberti Corvina 1 1 2 %

Total 423 44

Abb. 9. Fischtaxa der Phase Pampa im Grabungsschnitt P3 in PV44-P/01

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Abb. 10. Planum 25 vom Grabungsschnitt P3 von PV44-P/01. Befunde R85, R133, R134, R135 und R144

gehören zum Grubenhaus der 1. Belegungsphase; Befunde R101, R102, R104 und R142 sowie Gräber 1, 3, 4 und 5 gehören zum Bestattungsplatz der 2. Belegungsphase; im Zentrum das Grabmonument der letzten Belegungsphase

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Schwarmfisch, den man nun dank der Einführung der Baumwollnetze an der Küste im Überfluss fangen konnte. Sein Anteil am Gesamtbestand lag noch beiunter 60 % (Abb. 9). Die Untersuchungen an anderenFundplätzen im Tal haben gezeigt, dass der Anteil dieses Fisches im Fischspektrum der Abfallschichten ab der Phase Caral bis in die letzten vorspanischenEpochen hinein relativ stabil bei 90 % lag. Die pe-ruanische Sardelle war der wichtigste Lieferant von tierischem Protein für die Inlandbevölkerung an der Küste. Dies überrascht kaum, da sie im Vergleich zu den anderen konsumierten Fischarten den größten Ka-loriengehalt vorweisen kann und mit einer maximalen Länge von 20 cm bei Trocknung und Zugabe von Salz gut haltbar gemacht werden konnte. Auch Muscheln wurden konsumiert, wobei in der Pampa-Phase eine deutliche Präferenz der fleischreicheren Sandufermu-schel Mesodesma donacium in Polvareda zu beob-achten war. Die Konservierungsbedingungen für ar-chäobotanische Reste waren so schlecht, dass keinerlei Überreste von Nahrungspflanzen erhalten geblieben sind. Allerdings ließ der Zahnbefund der pampazeit-lichen Grabgruppe im Schnitt P3 keinen auffälligen Kariesbefall erkennen, so dass eine an Kohlenhydraten arme Nahrung wahrscheinlich ist.

Die pampazeitliche Grabgruppe von Polvareda

Im Weiteren muss die Grabgruppe des Ortes ge-nauer betrachtet werden, da in den Beigaben der Totenoffenbar überregionale Austausch-, wenn nicht garHeiratsbeziehungen, und damit die soziale Identitätoder Mobilität der Bestattenden symbolisiert werden,die in ihrer Ausprägung für das Präkeramische Forma-tivum einzigartig sind. Die Gruppe umfasst innerhalb des Grabungsausschnittes fünf Einzelbestattungen(Abb. 10), bestehend aus einem maturen, 45 55 Jah-re alten, in Nord-Süd ausgerichteter linksseitiger Ho-ckerlage niedergelegten weiblichen Individuum (Be-fund R130), sowie 4 in einheitlicher Ost-West orien-tierter rechtsseitiger Hockerlage bestatteten Kindern(Befunde R110, R112, R139, R15346), die in einem Alter von wenigen Monaten bis zu 4 Jahren verstorben waren. Die wahrscheinlich im Rahmen der Grable-gung durchgeführten zeremoniellen Handlungen wie die Niederlegung von Walfischknochen (Abb. 11) und Projektilspitzen sowie die Verbrennung von orga-nischen Substanzen und ihre Deponierung in Gruben ermöglichten es indirekt, das Alter der Gräber zu be-stimmen, da die Knochen selbst aufgrund ihres hohen

46 Grab 2 (Befund R153) befand sich unterhalb des südlichen Trockenmauerwerks (Befund R92) des Grabbaus der letzten Be-legungsphase (Abb. 10). Um die Struktur nicht zu schädigen, wurde das Skelett nur partiell freigelegt und in situ belassen. Auf Grab-beigaben wurde nicht gestoßen.

Alters und der lokalen Witterungsbedingungen kein datierbares Knochenkollagen mehr enthielten. Drei Holzkohleproben aus den Gruben Befund R101 und Befund R102 ergaben ein kalibriertes Alter von 3329 2930 v. Chr. (MAMS-11629), 3321 2924 v. Chr. (MAMS-11631) und 3085 2900 v. Chr. (MAMS-11632), die eine zeitliche Zuordnung in die Pampa-Phase belegen und eine generationsüber-greifende Nutzungsdauer des Bestattungsplatzes an-zeigen. Vergleichbare absolute Datierungen liegen aus dem Stratum 3 der Fundstelle 1 in Chilca, aus den un-tersten Kulturschichten der Fundstelle Pampa in Ven-tanilla und dem Wohnsektor von Bandurria sowie von Sondergebäuden in Aspero, Caballete und Sechín Bajo vor (Abb. 8). Herauszustellen ist aber, dass unter die-sen zeitgleichen Fundplätzen an der nordzentralen Küste von Perú bislang nur in Chilca Kontexte über-liefert sind, in denen, wie in Polvareda, Wohnbe-hausungen zu Graborten umfunktioniert wurden,47

eine typisch spätarchaische Bestattungstradition, die in der Alten Welt im Natufien48 ihre Entsprechung hat.

Wie zuvor bereits erwähnt, haben archäobotanischeMaterialien die Zeit nicht überdauert. Deshalb kanndie Beigabe von Baumwolltextilien oder Matten aus Pflanzenfasern in der Grabgruppe von Polvareda nicht ausgeschlossen werden.49 Während das Kind aus Grab 1 vermeintlich beigabenlos war und die Frau in Grab 3 eine recht unscheinbare Halskette aus kleinen Schne-ckenhäusern der Spezie Littorina peruviana an sich trug, wurde den Kindern in den Gräbern 4 und 5 außergewöhnlich exotischer Muschelschmuck beige-geben. In das Grab 5 (Abb. 12) wurde neben dem ca. dreijährigen Kind eine Speerschleuder mit Wurfring (Abb. 6c d), die aus dem Geweih eines Hirsches (Odocoileus virginianus) angefertigt wurde, ein großer Steinohrpflock (Abb. 6e) und eine kleine, ca. 2 cm lange röhrenförmige Muschelperle mit einer ornito-morphen Applikation niedergelegt (Abb. 6f). Die Perle mit Vogelrundbild wurde aus der roten Stachelauster Spondylus sp. hergestellt, deren Habitat vom Golf von Guayaquil bis zum Golf von Kalifornien reicht. Dem Kleinkind im Alter von 3 bis 9 Monaten in Grab 4 (Abb. 13) wurde neben kleineren schmalen röhrenför-migen Muschelperlen und einer breiteren röhrenför-migen Spondylus-Perle eine besonders prächtigeHalskette, bestehend aus 28 bearbeiteten Schnecken-häusern der Spezies Acanthina crassilabrum beige-geben (Abb. 6g und 14), ein Gastropode, der an den Meeresfelsküsten von Chile und Süd-Peru beheimatet ist.

Man mag sich fragen, ob Kinder im Alter von biszu drei Jahren als Individuen Leistungen für das So-

47 Donnan 1964; Engel 1988.48 Bar-Yosef 1998, 164.49 So sind in den Gräbern der Fundstelle 1 von Chilca Textilien und Matten häufig nachzuweisen gewesen, Capps 1987, 48; Engel 1988.

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Abb. 11. Walfischknochen der 2. Belegungsphase in situ, Nordpfeil 20 cm (Foto: M. Goldhausen)

Abb. 12. Grab 5 mit Beigaben. Man beachte die figürliche Spondylus-Perle rechts neben dem Ohrpflock (Foto: R. Loli)

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Abb. 13. Grab 4 mit Beigaben, Nordpfeil 20 cm (Foto: M. Goldhausen)

Abb. 14. Meeresschneckenhäuser der Art Acanthina crassilabrum aus Grab 4, Maßstab 5 cm (Foto: R. Loli)

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zialsystem erbringen können, die Beigaben als Mar-kierung ihres individuellen Status in den Gräbern 4und 5 rechtfertigen würden.50 Dies gölte allerdings auch für Erwachsene in einem segmentären Sozial-system, deren Positionen fest zugeschrieben und nicht karriereförmig veränderbar sind. Status ist somit zwar individuell zurechenbar, ist aber immer, nicht anders als Deszendenz, eine Funktion der Zugehörigkeit zu Segmenten des Systems.51 Gerade über Rituale als In-teraktionen, also Kommunikationen unter Anwe-senden,52 können in dieser Differenzierungsform solche regelhaften Zuordnungen situativ vorgenom-men werden. Die Größe, Herkunft und Anzahl derSchneckenhäuser in Grab 4 sowie die Größe desOhrpflocks in Grab 5, der aufgrund seiner Ausmaßenicht das Ohrläppchen eines dreijährigen Kindesschmücken konnte, gibt demnach adulte Verwandte zuerkennen, die ihr Prestige53 und ihre Zugehörigkeit zuAbstammungs- oder Heiratsgruppen durch statusin-dizierende Schmuckstücke im Ritual zur Schau stell-ten. Die exotischen Rohstoffe mögen dabei auch denerfolgreichen – oder im Gegenteil durch den frühenTod gefährdeten – Zugang und die prestigeträchtigeKontrolle von Fernressourcen der bestattenden Ver-wandten ausdrücken. Bereits Kinder konnten somitsymbolisch als Teil der Verwandtschaftsgruppen be-handelt werden, und das wohl von Geburt an, wie esdas wenige Monate alte Kleinkind im Grab 4 belegt.

Das offenbare Fehlen von Grabbeigaben in Grab 1mag entsprechend auf Nicht-Zugehörigkeit des/der Bestatteten zu sozialen Segmenten hinweisen. Oder istaus diesem singulären Fehlen zu schließen, dass wir in Polvareda den bislang frühesten Beleg der Festigung sozialer Ungleichheit über den Tod hinaus in Alt-amerika gefunden haben und es mit der erstmaligen Vererbung eines Rangs einer dominanten segmentären Gruppe zu tun haben, die über das Grabritual und Bei-gabenausstattung der Toten ihren Machtanspruch zu erkennen gibt?54 Dies muss bis zur Aufdeckung weiterer Befunde vorerst noch offen bleiben, zumal man bei Ritualen, so auch Begräbniszeremonien, nicht mit der Darstellung einer sozialen Realität, sondern vielmehr mit symbolischen Umkehrungen und Kon-

50 Zur Identifizierung von individuellem kindlichem Status anhand der Grabbeigaben siehe Parker Pearson 1999, 90, der auf die Mög-lichkeit der Teilnahme von Beigebern hohen Status' beim Grabritual hinweist. 51 Luhmann 1997, 636.52 Vgl. Luhmann 1997.53 Siehe zu der aus der Herrschaftssoziologie Webers abgeleitetenDefinition und Anwendung in der Archäologie und Kulturanthro-pologie ausführlicher Bernbeck/Müller 1996.54 Aus anderen Bestattungskontexten des 5. und 4. Jahrtausends v. Chr. in Ekuador, Peru und Nord-Chile sind bislang noch keine vergleichbaren Anzeichen für die Vererbung von sozialem Rang überliefert, Stothert 1985; dies. 2003; Quilter 1989, 89; Arriaza 1995, 134 137. In Ekuador finden sich erst in der Phase Valdivia III im 3. Jahrtausend v. Chr. Hinweise auf Statusvererbung, siehe dazu Klepinger 1979.

struktionen von Identitäten zu rechnen hat.55 Aller-dings fällt die ungleiche Beigabe von Prestigegütern innerhalb der Grabgruppe von Polvareda in den zeit-lichen Kontext des erstmaligen Erscheinens von Son-dergebäuden an der nordzentralen Küste von Peru am Ende des 4. Jahrtausends v. Chr., was somit den Ein-druck der nicht-egalitären Markierung gesellschaftli-cher Differenzierung nachhaltig verstärkt. In Sechin Bajo, Caballete und Aspero (Abb. 1) finden sich große Plattformanlagen vor, z. T. mit vorgelagertem, rundem vertieften Platz, die in ihren ältesten Bauphasen absolut-chronologisch in die Pampa-Phase datieren(Abb. 8).56

Abschließend bedarf die zuvor noch vordergründiggeschehene Einordnung der exotischen Muschel-beigaben in den Gräbern 4 und 5 innerhalb der Gruppe der sogenannten Prestigegüter einer differenzierteren Betrachtungsweise. So ist der Spondylusschmuck in Polvareda ein außergewöhnlich frühes Ornament in Peru, das in vergleichbarer Zeitstellung nur in Ekua-dor belegt ist, wo man in Loma Alta aus demselben Rohstoff zwei Nasenringe und einige Perlen hergestellt hat.57 Im Allgemeinen wurden die aus der roten Auster gefertigten Artefakte Mullu in den ethno-historischen Quellen bezeichnet, die in den Zentralen Anden mit Regen und Fruchtbarkeit assoziiert wur-den.58 Dies findet sich wahrscheinlich schon in der frühformativen Valdivia-Kultur begründet, da die Bau-ern in den Siedlungen des pazifischen Tieflandes nördlich des Golfes von Guayaquil auf die Regen-güsse des Niño-Stroms in den Monaten Dezember bis April angewiesen waren, der auch die Verbreitung der Spondylus-Auster begünstigte.59 Die Monate Dezem-ber bis April sind ebenso die niederschlagreichsten im Hochland von Peru, welche zum Anschwellen der Flüsse in der ariden Küstenregion führen und Wasser durch natürliche oder künstliche Bewässerung auf die Felder bringen. Deshalb ließ sich die Muschel auch gut in den Agrarzyklus der nordzentralen Küstenre-gion integrieren, wo sie im Präkeramischen Forma-tivum als magisch denotierter Rohstoff für Schmuck im Kontext des frühen Feldbaus unabdingbar gewesen sein mag. Möglicherweise gelangte sie über die Ein-fuhr von neuen Nutzpflanzen an die zentrale Küste von Peru, vielleicht insbesondere im Kontext der im Norden bereits domestizierten Baumwolle. In diesem Kontext ist bemerkenswert, dass bereits in Ñanchoc in Nord-Peru Baumwollkapseln am Ende des 5. Jahr-tausends v. Chr. in häuslichen Kontexten geborgenwurden.60 Interessanterweise kommen die Ausgräber

55 Cohen 1985. 56 Feldmann 1987; Haas/Creamer 2006, 767; Fuchs/Patzsch-ke/Yenque/Briceño 2009.57 Paulsen 1974, 599.58 Murra 1982, 266.59 Marcos 2002.60 Dillehay/Rossen/Andres/Williams 2007.

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anhand ethnographischer Analogien bezüglich des dort zu beobachtenden einsetzenden „Gartenbaus“ zuder Ansicht, dass ein „[…] process of ritualization, perhaps connected to exotic items, would be expected of a group that is experimenting with the transplanting and alteration of new resources and related changes in settlement pattern and social structure.“61

Für den Versuch der symbolisch-religiösen Deu-tung der exotischen Schneckenhäuser aus Grab 4 ste-hen uns hingegen weder ethnohistorische Überlie-ferungen noch publizierte Vergleichsfunde zur Verfü-gung, da diese bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. voll-ständig aus dem archäologischen Fundregister der zentralen Küste von Peru verschwinden. So können uns nur die bikonvexen Doppelspitzen sowie die run-den Grubenhäuser, die sich über die Fundstelle 1 in Chilca und Pernil Alto in Nazca bis zu den Fundorten der Chinchorro-Kultur, wie z. B. Caleta Huelen 42,verfolgen lassen,62 bei der Interpretation des an derKüste von Chile beheimateten Gastropoden einen Denkanstoß geben. Seine Abwesenheit in den ar-chäologischen Kontexten mit Beginn der Caral-Phase, wo erstmalig der Anbau von Nahrungspflanzen eine wichtigere Rolle spielte, gibt Anlass zur Vermutung, dass die Acanthina-Halskette Ausdruck der Symbol-welt maritimer Gruppen und zugleich Hinweis auf den Fortbestand der traditionellen Kontaktrouten spezia-lisierter Fischergemeinschaften entlang der Pazifik-küste am Ausgang des 4. Jahrtausends v. Chr. war. Vor diesem Hintergrund ist auch zu verstehen, warum sich in Polvareda in der Pampa-Phase im Vergleich zu späteren Siedlungen der Untersuchungszone eine we-sentlich größere Menge an marinen Raubfischen bestimmen ließ, die einen wesentlichen Anteil am Er-nährungsspektrum der spezialisierten spätarchaischen Fischer an der Küste von Süd-Peru und Nord-Chileausmachten und Ernährungsvorlieben der ehemaligen Küstenbewohner ausdrücken mögen. Somit fänden sich in den exotischen Beigaben in der Grabgruppe von Polvareda die im Zusammenhang mit der Aus-breitung spezialisierter Subsistenzstrategien aus dem Süden63 wie auch aus dem Norden auftretenden Kul-turtraditionen repräsentiert, die im Wesentlichen diespätere Wirtschaftsweise an der zentralen Küste von Peru geprägt haben.

Danksagung

Unser Dank ist unter vielen anderen insbesondere Patricia Maita für die paläozoologischen Untersu-chungen, Roberto Pimentel für die Editierung der

61 Dillehay/Rossen/Netherly 1998, 115.62 Zlatar 1983; Engel 1988; Malpass/Stothert 1992; Reindel/Isla 2006, 274.63 Llagostera 1992.

zeichnerischen Dokumentation in CorelDraw, Dr. Christian Mesía, Carlos Bachigalupo und die Deut-sche Botschaft in Lima für die Unterstützung bei der Ausfuhr von 14C-Proben, Dr. Michael Tellenbach und Dr. Bernd Kromer für die AMS-Datierungen der Pro-ben am Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie, Mannheim, sowie Guisell Castilla, Eduardo Chavez, Uribe Campoa, Milton Erazo, Juber Campos, Julio Campos, Mercedes Caldas und William Caldas für die archäologische Dokumentation und Grabungsmitar-beit in Polvareda geschuldet. Auch Dante Casareto, Julio Abanto, Britta Scheibe, Lars Larisch, Prof. Ursula Thiemer-Sachse, Pedro de la Cruz, Doña Dora Morimoto und Don Hector Bellido seien erwähnt, da ohne ihre fachliche, logistische sowie wissenschaft-liche Mithilfe die Vorlage dieser Arbeit nicht möglich gewesen wäre.

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