studien an depressarien (lep., oecophoridae)

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Dtsch. ent. Z., N. F. 36 (1989) 4-5, 389-399 Studien an Depressarien (Lep., Oecophoridae) Von H. J. HANNEMANN Mit 7 Abbildungen im Text und 4 Tafeln Abstract The genitalia of Agonopterix incarnatella ZELLER is presumptively a “variety” of A. laterella DEN. & SCHIFFM A. muratella sp. n. and Exaeretia nigromaculata sp. n. are described and figured. and 0 of A. abjectella CHRISTOPH are described and documented by figures. Von Herrn OLE KARLSHOLT aus dem Zoologischen Museum DK Copenhagen erhielt ich eine Sendung unbestimmter Depressarien von den Kanarischen Inseln, von Spanien, Frankreich, Griechenland, Osteuropa und Asien. Eine weitere Sendung aus der coll. CARADJA schickte mir Herr Doz. Dr. Au. POPESCU-GORJ aus Bukarest und schlieDlich konnte noch Vergleichsmaterial aus dem Brit. Mus. (Nat. Hist.) London untersucht werden. DieBearbeitung der Tiere fuhrte zur Entdeckung einiger neuer und erweiterte die Kenntnis uber die Verbreitung schon bckannter Arten. Den Herren 0. KARLSHOLT, Dr. Au. POPESCU-GORJ und Dr. K. SATTLER sei auch an dieser Stelle fur ihre Hilfe herzlich gedankt. Agonopterix abjectella (Christoph, 1882) (Tafel 9) Depressaria abjectella CHRISTOPH, 1882, Bull. SOC. Imp. Nat. Mosc. 57: 16. D. abjectella STAUDINGER & REBEL, 1901, Cat. Lep. Pal. Faunengeb. 2: 170 nr. 3208. D. abjectella CARADJA, 1920, Dtsch. Ent. Z. Iris 34: 129. D. abjectella MEYRICK, 1922, Gen. Ins. 180: 174, nr. 131. Agonopterix abjectella GAEDE, 1939, Lep. Cat. 92: 291. A. abjectella HANNEMANN, 1953, Mitt. Zool. Mus. Berlin 29: 291, t. 24, fig. 126. Abjectelfa wird in der Originalbeschreibung von CHRISTOPH (1882) als eine unscheinbare Art bezeichnet, die kleiner als die nahe verwandte laterella ist und sich durch ihre mehr graue Farbung und durch Vorderrandflecke unterscheidet. Er fand die Tiere (89) bei Wladi- wostock (Vladivostok) unter Steinen. STAUDINGER & REBEL (1901) geben als Verbreitung das sudliche Ussuri-Gebiet beziehungsweise die sudlich vom Amur gelegene Region an. Nach GAEDE (1939) und MEYRICK (1922) kommt.die Art im Ussuri-Gebiet und in Ostsibirien vor. CARADJA (1920) hatte in seiner Sammlung ein Mannchen von Tjutjujk in Ostsibirien und ein Parchen von Kasakewitsch. (Vermutlich Kosakewitscha am Ussuri sudwestlich von Chabarovsk). In der STAuDrNGER-Sammlungbefinden sich 6 Ejemplare von abjectella, 2 mit dem Fund- ort Amur und 4 mit dem Fundort Blagoweschtschensk (Blagovescensk). 4 Tiere sind als Originale gekennzeichnet. Der Genitalapparat eines Paratypus ist bei HANNEMANN (1953) abgebildet. Typisch fur die Art ist u. a. die sichelformige Cuiller. Unter unbestimmtem Material von CARADJA, das mir freundlicherweise von Dozent Dr.

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Page 1: Studien an Depressarien (Lep., Oecophoridae)

Dtsch. ent. Z., N. F. 36 (1989) 4-5, 389-399

Studien an Depressarien (Lep., Oecophoridae)

Von H. J. HANNEMANN

Mit 7 Abbildungen im Text und 4 Tafeln

Abstract

The genitalia of Agonopterix incarnatella ZELLER is presumptively a “variety” of A. laterella DEN. & SCHIFFM A . muratella sp. n. and Exaeretia nigromaculata sp. n. are described and figured.

and 0 of A . abjectella CHRISTOPH are described and documented by figures.

Von Herrn OLE KARLSHOLT aus dem Zoologischen Museum DK Copenhagen erhielt ich eine Sendung unbestimmter Depressarien von den Kanarischen Inseln, von Spanien, Frankreich, Griechenland, Osteuropa und Asien. Eine weitere Sendung aus der coll. CARADJA schickte mir Herr Doz. Dr. Au. POPESCU-GORJ aus Bukarest und schlieDlich konnte noch Vergleichsmaterial aus dem Brit. Mus. (Nat. Hist.) London untersucht werden.

DieBearbeitung der Tiere fuhrte zur Entdeckung einiger neuer und erweiterte die Kenntnis uber die Verbreitung schon bckannter Arten.

Den Herren 0. KARLSHOLT, Dr. Au. POPESCU-GORJ und Dr. K. SATTLER sei auch an dieser Stelle fur ihre Hilfe herzlich gedankt.

Agonopterix abjectella (Christoph, 1882) (Tafel 9)

Depressaria abjectella CHRISTOPH, 1882, Bull. SOC. Imp. Nat. Mosc. 57: 16. D. abjectella STAUDINGER & REBEL, 1901, Cat. Lep. Pal. Faunengeb. 2: 170 nr. 3208. D. abjectella CARADJA, 1920, Dtsch. Ent. Z. Iris 34: 129. D. abjectella MEYRICK, 1922, Gen. Ins. 180: 174, nr. 131. Agonopterix abjectella GAEDE, 1939, Lep. Cat. 92: 291. A . abjectella HANNEMANN, 1953, Mitt. Zool. Mus. Berlin 29: 291, t. 24, fig. 126.

Abjectelfa wird in der Originalbeschreibung von CHRISTOPH (1882) als eine unscheinbare Art bezeichnet, die kleiner als die nahe verwandte laterella ist und sich durch ihre mehr graue Farbung und durch Vorderrandflecke unterscheidet. Er fand die Tiere (89) bei Wladi- wostock (Vladivostok) unter Steinen. STAUDINGER & REBEL (1901) geben als Verbreitung das sudliche Ussuri-Gebiet beziehungsweise die sudlich vom Amur gelegene Region an. Nach GAEDE (1939) und MEYRICK (1922) kommt.die Art im Ussuri-Gebiet und in Ostsibirien vor. CARADJA (1920) hatte in seiner Sammlung ein Mannchen von Tjutjujk in Ostsibirien und ein Parchen von Kasakewitsch. (Vermutlich Kosakewitscha am Ussuri sudwestlich von Chabarovsk).

In der STAuDrNGER-Sammlung befinden sich 6 Ejemplare von abjectella, 2 mit dem Fund- ort Amur und 4 mit dem Fundort Blagoweschtschensk (Blagovescensk). 4 Tiere sind als Originale gekennzeichnet. Der Genitalapparat eines Paratypus ist bei HANNEMANN (1953) abgebildet. Typisch fur die Art ist u. a. die sichelformige Cuiller.

Unter unbestimmtem Material von CARADJA, das mir freundlicherweise von Dozent Dr.

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Au. POPESCU-GORJ zur Verfugung gestellt wurde, fand ich mehrere Exemplare von abjectella, so daO sich das bisherige Verbreitungsgebiet betrachtlich enveitert.

Einige Exemplare stammen wiederum aus der Umgebung von Batang am Yangtse in der Autonomen Republik Tibet (vergl. HANNEMANN 1989), andere von Mien-shan (Prov. Shansi [Shanxi]) und 1 0 von Shaowo-Fukien.

Wie oben erwahnt, ist der mannliche Kopulationsapparat schon abgebildet. Bei den vorliegenden Tieren sind kleine Abweichungen bei der Einbettung in Kanada-Balsam ent- standen (vergl. Abb. 1 u. 2). Der weibliche Genitalapparat ist aus der Abb. 3 ersichtlich. Das Signum ist breiter als hoch und mit wenigen spitzen Hakchen versehen.

Untersucht: 3 6 , 2 9 Batang (Tibet) im Tal des Yangtse (ca. 2800m) 28.6. 1936, 7. 7. 1936, 13. 7. 1936, 22.7. 1936,7.8. 1936 und 23. 8. 1936. H. HONE leg. Gen. Praparate 5095,5099,5101 und 5107, teste HANNE-

1 J , 1 p Mien-shan (Provinz Shansi [Shanxi]). Obere Hohe, ca. 2000m. 9 .7 . und I I . 7. 1937. H. HONE leg.

19 Shaowo-Fukien (500m). J. KLAPPERICH leg. 21. 6. 1937. Gen.-Praparat Nr. 5092, teste HANNEMANN.

MA".

Gen. Praparat Nr. 5092, teste HANNEMANN.

Agonopterix incarnatella (ZELLER, 1854) Depressaria incarnatella ZELLER, 1854, Linn. Ent. 9: 266. D . incarnafella HEINEMANN, 1870, Schmett. Deutschlds. u. Schweiz 2. Abt. 2, H. 1: 154. D. incarnutella ROSSLER, 1881, Schuppenflgr. p. 284 Nr. 1650. D . incarnafella STAUDINGER & REBEL, 1901, Cat. Lep. Pal. Faunengeb. 2: 170 Nr. 3210. D . incarnafella SPULER, 1910, Schmett. Eur. 2: 335. D . incarnatella HERING, 1932, in: BROHMER, EHRMANN & ULMER: Tierwelt Mitteleurop. (Schmett. Erganzbd.

D. incarnatella ECKSTEIN, 1933, Kleinschmett. Deutschlds. p. 119, Nr. 763. D. incarnatella MEYRICK, 1922, Gen. Ins. 180: 174 Nr. 128.

1) p. 147.

ZELLER (1 854) beschrieb die Art nach einem ,,wohlerhaltenen Weibchen", das er von Dr. SPEYER aus der Gegend von Arolsen erhielt. Dieses Tier ist nicht auffindbar und existiert wahrscheinlich nicht mehr. HEINEMANN (1870), SPULER (1910), HERING (1932), ECKSTEM (1933) greifen auf die von ZELLER (1 854) gemachten Angaben zuriick, weisen auf die Unter- schiede von incarnatella zu carduella H ~ N E R hin und geben als Fundort ,,Arolsen" bezie- hungsweise ,,Mitteldeutschland, sehr selten" an.

Auch ROSSLER (1 88 1) schreibt, dab die Art selten ist, fugt aber hinzu, daO sie ,,auf hoher gelegenen Waldwiesen um Cirsium acaule" vorkommt.

Alle Bemuhungen, Material von incarnatella zu erhalten, verliefen ergebnislos. Auch in der Microlepidopteren-Sammlung von STAUDINCER fehlt die Art. Aus dem Britischen Mu- seum (Nat. Hist.) in London erhielt ich das dort vorhandene einzige Exemplar aus der Coll. 0. HOFMANN, die bekanntlich via Lord WALSHINCHAM an das Britische Museum (Nat. Hist.) in London ging. Dem Tier fehlen der Hinterleib und die Labialpalpen. Es ist etwas abgeflogen 'und auf dem Fundortzettel steht ,,Arolsen". Das Exemplar entspricht weit- gehend der sehr ausfuhrlichen Artbeschreibung ZELLERS. Es ist aber ein Mannchen, wahrend ZELLER ein Weibchen vorgelegen hat. Uber die Farbung der Taster kann man keine Aussagen mehr machen, da sie fehlen, aber die Vorderflugel stimmen mit den ZELLERsChen Angaben uberein. Insbesondere sind die ,,2 schwarzen Punkte des Mittelfeldes", die vor der Flugel- mitte stehen, sehr klein und wenig ausgezeichnet. ,,Der obere davon ist grof3er."

Da incarnatella in den bekannten Sammlungen fehlt und der Typus nicht auftindbar ist, 1aOt sich ihre Artberechtigung nicht klaren. Man sollte aber der Meinung ZELLERS folgen, der ein sehr guter Kenner der Micros war, sehr sorgfHltig arbeitete und ausdriicklich schreibt ,,jedenfalls ist sie [incarnatella] der laterella nachst verwandt". Der wesentliche von ZELLER betonte Unterschied zu laterella: ,,auch sind die 2 Punkte des Mittelfeldes kleiner und vie1 weiter getrennt und der obere ist der grobere" ist meines Erachtens nicht gravierend. Bei

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den zahlreichen mir vorliegenden Exemplaren von laterella variieren diese Merkmale be- trachtlich. Ich deute daher incarnutella als eke Varietat zu laterella DEN. & SCHIFF., zumal auch im STAUDINGER-REBEL-Catalog laterella als ? praecox var. bezeichnet wird.

Agonopterix mutatella sp. n. Von dieser Art liegt mir eine Serie von uber 100 Tieren von den Canarischen Inseln vor.

Sie wurden auf Gr. Canaria und aufTenerife gefangen. Obwohl sie in der Farbung und Zeich- nung der Vorderflugel erheblich variieren, handelt es sich meines Erachtens um eine einzige Art. Das Auftreten sehr unterschiedlicher Formen innerhalb einer Spezies ist bei den Lepidop- teren durchaus nicht selten. Hier sei nur auf die Variabilitat der Tortricide Acleris hastiana L. verwiesen. Die Unterschiede sowohl im Bau des mannlichen als auch des weiblichen Kopulationsapparates bei der neuen Art liegen zweifellos im Bereich der bei allen Tieren auftretenden Variationsbreite.

Typisch fur die neue Art sind unter anderem der Borstenkamm am Grundglied der Anten-

Abb. 1 i ' ' & Genitalapparat von Agonopferix abjectella CHRISTOPH. Mien-shan (Prov. Shansi). Obere Hohe ca. 2000 m. I I . 7. 1937, H. HONE leg. Gen.-Prap. Nr. 5098. coll. Romlnia Muzeul 1st. Nat. ,,Gr. Antipa", Bukarest.

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ne, die aufgerichteten Schuppen am Ende des Riickenschildes, die rotliche Beschuppung an der Unter- (und) AuBenseite der Tibien aller Beine sowie der gelb beschuppte Bauch, der auf jedem Segment zwei schwarze Flecke tragt.

Neben Tieren, die eine gelbbraune Grundfarbe aufweisen und wenig dunkel bestaubt sind, gibt es Ubergange zu stark bestaubten bis hin zu fast einfarbig dunkelbraunen Exem- plaren entsprechend der nachfolgenden Beschreibung.

Labialpalpen auDen gelblichbraun und schwarz gefleckt, innen bleichgelblich. Schuppen- wulst hellbraunlich mit einzelnen schwarzen Schuppen. Endglied mit zwei schwarzen und zwei gelben Ringen, aukrste Spitze schwarz.

Kopf, Riickenschild und Tegulae gelblich braun. Stirn weil3lich. Riickenschild kaudal mit aufgerichteten Schuppen. Antennen braungrau, Grundglied mit einem Kamm langer weiDer Haare.

Die Unter- beziehungsweise AuBenseite der Tibien aller drei Beinpaare rotlich beschuppt. Vorderflugel 9 mm lang, gelblichbraun mit zwei schrag iibereinanderstehenden tief-

schwarzen Punkten vor der Fliigelmitte. Im Mittelraum des Fliigels befinden sich hinter- einander, etwa auf gleicher Hohe, zwei weiDe Punkte, die mehr oder weniger schwarz ein- gefaljt sind. uber dem der Flugelbasis nahergelegenen weiDen Punkt liegt ein schwarzer Fleck, der etwa so breit ist, wie der Abstand zwischen den beiden Punkten (vergl. Abb. 1, Tafel 10). Das Wurzelfeld ist schmutziggelb und wird im unteren Teil von einem Wisch schwarzer Schuppen begrenzt. Im oberen Teil liegt ein einzelner schwarzer Punkt.

Der Fliigelvorderrand weist im ersten Drittel 8-9 kleine schwarze Flecke auf, in den letzten zwei Dritteln nur 4-5 groDe. Die gesamte Fliigelflache ist sparlich schwarz bestaubt.

Hinterfliigel grau, seidig glanzend. Verschiedene Exemplare (var. a, Tafel 11) sind stark schwarz bestaubt, so dalj sie ein ge-

sprenkeltes Aussehen haben. Die schragstehenden schwarzen Punkte sind noch deutlich abgehoben (bisweilen durch einen gelblichweihn Wisch miteinander verbunden), wahrend

Abb. 2 Linke Valven von A . abjectella CHRISTOPH. Links: Batang (Tibet). 28. 6. 1936, H. H ~ N E leg. Gen.-Priip. Nr. 5095. Rechts: Batang(Tibet). 22. 7. 1936, HoNEleg. Gem-Prap. Nr. 5099. Romlnia. Muzeul 1st. Nat. , S i r . Antipa", Bukarest .

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Depressaria 39 3

Abb. 3 0 Genitalapparat von A . ubjecrellu CHRISTOPH. Batang (Tibet). 7. 8. 1936. H. HONE leg. Gen.-Prap. Nr. 5107, COIL Romania Muzeul 1st. Nat. ,,Gr. Antipa", Bukarest.

die iibrige Zeichnung, wie die weikn Punkte und der dariiberliegende weiDe Fleck fehlen. Das Wurzelfeld, seine Begrenzung und der schwarze Punkt sind noch deutlich.

Andere Tiere (var. b, Taf. 10, 11) sind noch dunkler. Ihre Grundfarbe ist dunkel- bis schwarzbraun, nur einige Stellen heben sich hellbraun ab, die schwarzen Schragpunkte und die weil3en Punkte sind aber sichtbar. Riickenschild und Tegulae sind ebenfalls dunkelbraun. Die rote Beschuppung der Tibien ist vorhanden, bisweilen sind sie braunlich statt rot.

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Es gibt auch Tiere (var. c), bei denen der Fliigelvorderrand und der Raum zwischen den Adern bleichgelb aufgehellt ist (vergl. Abb. 3, Tafel 10). Dadurch ahneln sie der Agonopterix umbellana STEPH.

Der mannliche Kopulationsapparat (Abb. 4) zeichnet sich durch keine besonderen Merk- male aus. Die Valven verschmalern sich gleichmal3ig zum Cucullus. Die Cuiller verlauft gerade, erreicht nicht den oberen Valvenrand und ist a u k n im ersten Drittel ein wenig eingeknickt. Die Anelluslappen sind gut entwickelt, der Anellus selbst herzformig. Die Transtilla bildet ein gleichmaI3ig breites Band.

Der Aedoeagus ist breit zugespitzt und tragt zahlreiche kleine Zahne. Das Weibchen besitzt einen langen schmalen Dunctus bursae, der in eine langlich eifor-

mige Bursa miindet. Das Signum ist langer als breit und tragt einige Zahne, wie es die Abb. 5 veranschaulicht.

Holotypus S: Canary Id., Gr. Canaria, Pinos de Galdar. 22. VII. 1984, 1200 m leg. OLSEN, SKULE, STADEL. Genitalpraparat Nr. 4877 Zool. Museum, DK Copenhagen.

50 Paratypen: S und 0. Canary Isl. Gr. Canaria, Pinos de Galdar. 22. VII. und 31. VII. 1984, 1200 m, leg. OLSEN, SKULE, STADEL.

Alle im Zool. Mus. DK Copenhagen. Einige Paratypen auch im Zool. Mus. Berlin. Weitere Tiere mit der Bezeichnung Canary Isl. Gomera, El Cedro, 25. VII. 1984, 1000 m,

leg. OLSEN, SKULE, STADEL und Canary Isl. Tenerife Aguamansa, 29. VII. 1979, 1300m, P. STADEL NIELSEN gehoren ebenfalls zu A . mutatella sp. n.

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Abb. 4 Genitalapparat von Agonopterix mutatella sp. n. S. 394: Canary Isl. Gr. Canaria, Pinos de Galdar. 22. VII.

1984. 1200m. leg. OLSEN, SKULE, STADEL. Gen.-Prap. Nr. 4874. Paratypus. coll. Mus. DK Copenhagen. S. 395: dieselben Angaben. Gen.-Prap. Nr. 5071. Zool. Mus. DK Copenhagen.

Depressaria corticinella ZELLER, 1854 (Tafel 12) Depressaria corticinella ZELLER, 1854, Linn. Ent. 9: 328. D. corticinella STAUDINGER, 1879, Hor. SOC. Ent. Ross. 15: 301. D. corticinella STAUDINGER & REBEL, 1901, Cat. Lep. Pal. Faunengeb. 2: 173. nr. 3286. D. corticinella SPULER, 1910, Schmett. Eur. 2 : 339. D. corticinella AMSEL, 1933, Zoogeograph. 2 : 127. D. corticinella AMSEL, 1935, Veroff. Deutsch. Kolon. & Ubersee Mus. I : 268. D. corticinella MEYRICK. 1922, Gen. Ins. 180: 171, nr. 28.

Von dieser Art fing MANN zwei Exemplare bei Brussa in Kleinasien’), von denen eines ZELLER bei der Beschreibung vorlag. Sowohl im Brit. Mus. (Nat. Hist.) London als auch in Wien sind die MANN’SChen Tiere nicht vorhanden. Aus der coll. CARADJA in Bukarest

’) Der jetzt gultige Name lautet Bursa, siidlich von Istanbul.

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396 H. J. HANNEMANN

Abb. 5 0 Genitalapparat von A. mutatella sp. n. Canary Isl. Gem-Prap. Nr. 5075. Zool. Mus. DK Copenhagen.

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Abb. 6 0 Genitalapparat von Depressaria corticinella ZELLER. Brussa. Gen.-Prap. Nr. 5104. Coll. Romlnia Muz. 1st. Nat. ,,Gr. Antipa", Bukarest.

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Abb. 7 d Genitalapparat von Exaerefia nigromaculuta sp. n. Holotypus. Hellas, Florini. Gen.-Prap. Nr. 5057. Zool. Mus. DK Copenhagen.

erhielt ich aber 3 Tiere, 2 von Brussa und 1 von Beirut. Sie stimmen mit der Originalbeschrei- bung ZELLERS gut iiberein, so dal3 eine Beschreibung wenigstens des weiblichen Genital- apparates von D. corticinella gegeben werden kann.

Die vorderen Apophysen sind sehr lang, die hinteren erreichen nur etwa ein Drittel dieser Lange. Das Ostium ist kreisformig, die Bursa tragt ein gezahntes Signum von der Form, wie es die Abb. 6 veranschaulicht.

Nach den bisherigen Funden ist corticinella in Kleinasien und im Libanon verbreitet.

Exaeretia nigromaculata sp. n. Eine sehr auffallige Art, die sich durch den schwarzen Fleck unterhalb des Vorderflugel-

iandes, etwa in der Fliigelmitte, von den anderen Arten der Gattung Exaeretia SIT. gut unterscheiden 1al3t (vergleiche Abbildungen auf Tafel 12).

Ruckenschild und Tegulae gelbgrau. Kopfoberseite weiBlichgelb, unterseits weil3lich. Antennen braungrau. Labialpalpen dunkelbraungrau mit weil3licher Einmischung, am meisten weil3 auf der Innenseite. Das Endglied schmutzigweiI3 mit einem schwarzen Ring vor der SpitzL. Saugriissel kurz. Beine braungrau, weidlich bestreut. Hinterleib bleichgelb, Bauchseite etwas heller. Jede Seite des Abdomens mit einer Reihe starker schwarzer Punkte.

Die Lange eines Vorderfliigels schwankt zwischen 9- 11 mm und entspricht in der G r o k und in der Grundfarbung Tieren von E. ledereri Z. Die Vorderflugel sind schmutzig- gelb, mit Rot und Hellbraun gemischt und sparlich mit schwarzen Punkten besetzt. Auffal-

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lend ist der grol3e schwarze, unregelmaoig begrenzte Fleck etwa in der Flugelmitte. Er liegt unterhalb des Vorderflugelrandes und erreicht die halbe Flugelbreite. Die kleinen schwarzen Flecke am Flugelvorderrand sind auf Hohe des schwarzen Fleckes stark vergroaert und verschmelzen teilweise mit ihm. Der auffallende Fleck wird allseitig von braunroten Schup- pen begrenzt. Das Wurzelfeld ist fast weio und wird aul3en von einem Band schwarzer und brauner Schuppen eingefaDt, das nicht bis zum Innenrand reicht.

Hinterflugel hellgrau mit gleichfarbigen Fransen, die etwas heller als die am Vorderflugel sind.

Der Bau des mannlichen Genitalapparates ist aus der Abb. 7 ersichtlich. Der ventrale Rand der Valve ist vor dem gerundeten Cucullus etwas eingebuchtet. Der horizontale A h der Cuiller ist distal gerundet und ragt wenig uber den Valvenrand hinaus, der dorsalwarts gerichtete Arm zeigt zur Costa. Der Anellus ist herzformig, seine ventralen Lappen klein und schmal. Die Transtilla hat die Form eines schmalen, in der Mitte wenig verbreiterten Bandes. Die Gnathos ist sehr kompakt.

Der Aedoeagus ist distal gerundet. Die Zahnchen in der Vesica sind sehr fein. Holotypus 8 mit folgenden Angaben: Hellas, Florini, 25 km W Florina, 1000 m. 7. VIII.

Paratypen : 2 3 mit gleicher Bezettelung. Der Holotypus und ein Paratypus befinden sich in der Sammlung des Zoologischen Mu-

Unter unbestimmtem Material der coll. STAUDINGER befindet sich ein weiteres 3 aus

1985, M. FIBIGER Zool. Museum, DK Copenhagen. Gen.-Prap. Nr. 5057.

seums Copenhagen, ein Paratypus wird im Zoologischen Museum Berlin aufbewahrt.

Amasia [Amasya] in der Turkei. Gen.-Prap. Nr. 4793.

Literatur

CARADJA, A. (1920): Beitrag zur Kenntnis der geographischen Verbreitung der Mikrolepidopteren des palae- arktischen Faunengebietes nebst Beschreibung neuer Formen. - Dtsch. ent. Z. ,,Iris" XXXIV: 75- 179.

HANNEMANN, H. J . (1953): Naturliche Gruppierung der europaischen Arten der Gattung Depressaria s. 1. (Lep. Oecophoridae). - Mitt. Zool. Mus. Berlin 29: 269-373.

- (1989): Agonopterix multiplicella ERSCHOFF, 1877 (Lep. Oecophoridae). - Dtsch. ent. I N. F. 36: 157- 159.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. H. J . HANNEMANN Zoologisches Museum der Humboldt-Universitat zu Berlin Invalidenstr. 43 DDR-1040 Berlin